daß einige Wunden zu tief verlaufen, als das man sie heilen könnte. Ich dachte, Professor Snape könnte seine Gefühle für deinen Vater überwinden – ich hatte unrecht.«
»Aber das ist okay, nicht wahr?«brüllte Harry, die empörten Gesichter und gemurmelten Mißbilligungen der Bilder an der Wand ignorierend.»Es ist Okay für Snape, daß er meinen Dad hasst, aber es ist nicht Okay von Sirius, daß er Kreacher hasst?«
»Sirius haßte Kreacher nicht,«sagte Dumbledore.»Er betrachtete ihn als Diener, unwürdig ihm viel Aufmerksamkeit zu schenken. Gleichgültigkeit und Vernachlässigung richten oftmals viel mehr Schaden an, als reine Abneigung… der Brunnen, den wir heute Nacht zerstört haben, erzählt eine Lüge. Wir Zauberer haben unsere Gefährten zu lange mißhandelt und beleidigt, und wir ernten jetzt unsere Belohnung.«
»ALSO HAT SIRIUS VERDIENT, WAS ER BEKAM, NICHT WAHR?«brüllte Harry.
»Das sagte ich nicht, noch wirst du es jemals von mir hören,«antwortete Dumbledore leise.»Sirius war kein grausamer Mann, er war im allgemeinen liebenswürdig zu Hauselfen. Er hatte keine Liebe für Kreacher, weil Kreacher eine lebende Erinnerung an das Zuhause war, das Sirius haßte.«
»Klar, er haßte es!«sagte Harry, seine Stimme brach, er wandte Dumbledore seinen Rücken zu und ging weg. Die Sonne schien jetzt hell in den Raum und die Augen aller Bilder folgten ich, während er umherwanderte, ohne zu begreifen, was er tat, ohne das Büro überhaupt wahrzunehmen.»Sie haben ihn die ganze Zeit in jenem Haus eingesperrt und er haßte es, darum wollte er letzte Nacht raus.«
»Ich wollte, daß Sirius am leben bleibt,«sagte Dumbledore leise.
»Die Menschen mögen es nicht, eingesperrt zu sein!«sagte Harry wütend, sich nach ihm umdrehend.»Das taten sie mir den ganzen letzten Sommer über an.«
Dumbledore schloß seine Augen und begrub sein Gesicht in seinen langfingriren Händen. Harry beobachtete ihn, aber dieses untypische Zeichen der Erschöpfung, oder Traurigkeit, oder was auch immer, erweichten ihn nicht. Im Gegenteil, er fühlte sich noch wütender, daß Dumbledore Zeichen von Schwäche zeigte. Er hatte keine Zeichen von Schwäche gezeigt, als Harry ihn wütend machen wollte und ihn bedrängte.
Dumbledore senkte seine Hände und musterte Harry durch seine Halbmondbrille.
»Es ist Zeit,«sagte er,»für mich, die zu sagen, was ich dir schon vor fünf Jahren hätte sagen sollen, Harry. Bitte setz«
dich. Ich werde dir alles erzählen. Ich bitte nur um ein wenig Geduld. Du wirst deine Gelegenheit bekommen, mit mir zu tun, was immer du auch möchtest, wenn ich zu Ende gekommen bin. Ich werde dich nicht aufhalten.«
Harry funkelte ihn für einen Moment an, dann ließ er sich selbst in den Stuhl gegenüber von Dumbledore fallen und wartete.
Dumbledore starrte für einen Moment die sonnigen Gründe außerhalb des Fensters an, dann schaute er zurück auf Harry und sagte,»Fünf Jahre zuvor trafst du in Hogwarts ein, Harry, sicher und ganz, wie ich es geplant und vorgehabt hatte. Nun – nicht wirklich ganz. Du hattest gelitten. Ich wußte, daß du das würdest, als ich dich auf der Türschwelle von deiner Tante und deinem Onkel zurückließ. Ich wußte, daß ich dich zu zehn dunklen Jahren verurteilt hatte.«
Er hielt inne. Harry sagte nichts…»Du könntest fragen – und mit gutem Grund – warum es so sein mußte. Warum hat dich keine Zaubererfamilie aufnehmen können? Viele hätten das mehr als gerne getan, hätten sich geehrt gefühlt und dich freudig als ihren Sohn erzogen.«
»Meine Antwort ist, daß meine Priorität darin lag, dich am leben zu erhalten. Du warst in größerer Gefahr, als vielleicht jeder andere, aber ich wußte das. Voldemort war Stunden zuvor bezwungen worden, aber seine Anhänger – und viele von ihnen sind fast so schrecklich wie er – waren noch im großen und ganzen wütend, verzweifelt und gewaltsam. Und ich mußte meine Entscheidungen treffen, auch im Hinblick auf die kommenden Jahren. Glaube ich, daß Voldemort für immer gegangen war? Nein. Ich wußte nicht, ob es zehn, zwanzig oder fünfzig Jahre sein würden, bevor er zurückkehrte, aber ich war sicher, er würde es, und ich war auch sicher, so wie ich ihn kannte, das er keine Ruhe geben würde, bis er dich getötet hätte.
»Ich wußte, daß Voldemorts Wissen der Magie vielleicht weitreichender ist, als die irgendeines anderen lebendigen Zauberers. Ich wußte, daß sogar meine komplexesten und mächtigsten Schutzzauber und Bannsprüche nicht unüberwindlich wären, wenn er jemals wieder zu seiner vollständigen Macht zurückkehren würde.«