Читаем Gedichte in Prosa полностью

»Ich sinne darüber nach, wie den Beinmuskeln des Flohs eine größere Kraft gegeben werden könne, damit er sich besser vor seinen Feinden zu retten vermöchte. Das Gleichgewicht zwischen Angriff und Gegenwehr ist gestört... Es muß wiederhergestellt werden.«

»Wie?« entgegnete ich stammelnd. »Daran denkst du? Sind denn aber nicht wir – wir Menschen, deine Lieblingskinder?«

Das Weib runzelte leicht die Brauen: »Alle Geschöpfe sind meine Kinder,« sprach sie; »ich sorge für sie alle ohne Unterschied – und ohne Unterschied vernichte ich sie alle.«

»Aber Güte... Vernunft... Gerechtigkeit...« stammelte ich wiederum.

»Das sind Menschenworte,« dröhnte die eherne Stimme. »Ich kenne weder Gut noch Böse... Vernunft ist mir nicht Gesetz – und was ist Gerechtigkeit? – Ich gab dir das Leben – ich werde es dir wieder nehmen und anderen Wesen geben, Würmern oder Menschen... mir ist es einerlei... Du aber wehre dich einstweilen – und laß mich in Ruhe!«

Ich wollte noch etwas erwidern... doch da begann rings die Erde dumpf zu stöhnen und zu beben – und ich erwachte.

<p>Hängt ihn!</p>

»Das geschah im Jahre 1803,« begann mein alter Bekannter, »kurz vor Austerlitz. Das Regiment, in welchem ich als Offizier stand, hatte in Mähren Quartiere bezogen.

Es war uns streng verboten, die Bevölkerung zu beunruhigen und zu drangsalieren; sahen uns die Leute doch ohnehin mit scheelen Augen an, obgleich wir zu ihren Bundesgenossen zählten.

Ich hatte einen Burschen, einen ehemaligen Leibeigenen meiner Mutter, namens Jegor. Er war ein ehrlicher, stiller Mensch; ich kannte ihn von klein auf und behandelte ihn wie einen Freund.

Eines schönen Tages nun erhob sich in dem Hause, in dem ich wohnte, lautes Gezänke und Wehklagen: der Wirtin waren zwei Hühner gestohlen worden, und sie bezichtigte meinen Burschen dieses Diebstahls. Er beteuerte seine Unschuld und rief mich zum Zeugen an... ‘Er und stehlen, er, Jegor Awtamanow!’ Ich suchte die Wirtin von Jegors Ehrlichkeit zu überzeugen, aber sie blieb taub gegen alles.

Mit einem Male scholl lautes Pferdegetrappel die Straße herauf: der Oberbefehlshaber in eigener Person kam mit seinem Stabe vorüber.

Er ritt im Schritt, eine dicke, massige Gestalt, mit gesenktem Kopfe und Epauletten, die bis auf die Brust herabhingen.

Kaum hatte ihn die Wirtin erblickt – als sie sich seinem Pferde entgegenwarf, auf die Knie fiel – und ganz außer sich, mit fliegenden Haaren, meinen Burschen laut anzuklagen begann, wobei sie mit der Hand auf ihn deutete.

‘Herr General!’ schrie sie, ‘Eure Hoheit! Richten Sie! Helfen Sie! Retten Sie! Dieser Soldat hat mich bestohlen!’ Jegor stand auf der Türschwelle, kerzengerade, die Mütze in der Hand, hatte sogar die Brust herausgedrückt und die Hacken aneinandergenommen wie eine Schildwache – und gab nicht einen Laut von sich! Mag sein, daß ihn der Anblick dieser ganzen, mitten auf der Straße haltenden Generalität aus der Fassung brachte, daß er im Vorgefühl des über ihn hereinbrechenden Unheils zu Stein erstarrte – mein armer Jegor stand bloß da und blinzelte mit den Augen, im Gesicht aber fahl wie Tonerde.

Der Oberbefehlshaber warf einen zerstreuten, finsteren Blick auf ihn und brummte zornig: ‘Nun?’... Jegor steht da wie eine Bildsäule und zeigt grinsend seine Zähne! Ein Unbeteiligter hätte wirklich glauben können, der Kerl lache.

Da sprach der Oberbefehlshaber kurz und bündig: ‘Hängt ihn!’ gab seinem Pferde die Sporen und ritt weiter – zuerst wieder im Schritt – dann in scharfem Trabe. Der ganze Stab rasselte hinter ihm her; nur ein einzelner Adjutant wandte sich im Sattel um und warf Jegor einen flüchtigen Blick zu.

Den Befehl zu mißachten, war ganz unmöglich... Jegor wurde sofort festgenommen und zur Exekution abgeführt. Da brach er völlig zusammen – und rief mit erstickter Stimme nur ein paarmal: ‘Mein Gott! Mein Gott!’ – dann halblaut: ‘Gott droben weiß es, ich wars nicht!’ Bitterlich weinte er, als er von mir Abschied nahm. Ich war in Verzweiflung. ‘Jegor! Jegor!’ schrie ich, ‘warum hast du denn bloß dem General nicht geantwortet?’ ‘Gott droben weiß es, ich wars nicht,’ wiederholte der Ärmste schluchzend. – Selbst die Wirtin war entsetzt. Solch fürchterlichen Ausgang hatte sie gar nicht für möglich gehalten, und nun fing auch sie zu heulen an! Alle und jeden flehte sie um Schonung an, versicherte, daß sich ihre Hühner gefunden hätten, daß sie bereit sei, alles aufzuklären...

Natürlich war alles dies vollkommen fruchtlos. Im Kriege, mein lieber Herr, heißts eben Mannszucht! Disziplin! Die Wirtin heulte immer lauter und lauter. Als ihm der Geistliche bereits die Beichte abgenommen und das Abendmahl gereicht hatte, wandte sich Jegor zu mir: ‘Sagen Sie ihr, Euer Wohlgeboren, sie möchte sich nicht so grämen... Ich habe ihr ja schon verziehen.’«

Als mein Bekannter diese letzten Worte seines Burschen wiederholt hatte, flüsterte er leise: »Jegoruschka, mein Täubchen, du brave Seele!« – und dabei rannen ihm die Tränen über die gefurchten Wangen.

<p>Was ich wohl denken werde...</p>
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Иммануил Кант

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