Читаем Die Töchter des Drachen полностью

Das Haus war sehr still, als sie die kleine Waschhaube verließ und sich auf die Suche nach Weller und Karan machte. Das Zimmer, in dem sie aufgewacht war, hatte kein Fenster, sondern nur einen verglasten runden Lichtschacht unter der Decke, aber als sie es durchquerte und die nach oben führende Treppe hinaufstieg, sah sie eine Art Schießscharte, dreieckig und an der breitesten Stelle kaum breiter als ihre Hand. Neugierig blieb sie stehen und blickte hinaus.

Eine Sekunde später wünschte sie sich, es nicht getan zu haben.

Unter ihr war – nichts.

Ihr Erinnerungsvermögen schien noch nicht vollends wiederhergestellt zu sein, denn sie besann sich erst jetzt darauf, auf welch abenteuerliche Weise sie Karans Haus erreicht hatte – das Haus, das wie ein Schwalbennest an die Klippe geklebt war, zehn Meter unter ihrer oberen und vermutlich ebensoviel Meilen über ihrer unteren Kante.

Tally schwindelte, als sie auf die gigantische blauweiße Einöde unter sich hinabblickte. Das Wetter hatte aufgeklart, und es war Tag, aber sie sah trotzdem kaum mehr als in der Nacht. Irgendwo, unendlich tief unter ihr, war etwas, etwas Grünes und Blaues und Weißes, aber sie konnte nicht sagen, was. Dafür hatte sie plötzlich erneut das Gefühl, den Boden unter ihren Füßen schwanken zu fühlen.

Hastig trat sie vom Fenster zurück, fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht und ging weiter. Ihre Knie zitterten.

Karan und Weller erwarteten sie in dem Zimmer, in dem sie sie auch das erste Mal angetroffen hatte. Im Kamin prasselte ein behagliches Feuer, und der Tisch war reich gedeckt. Das benutzte Geschirr vor Weller und dem alten Mann verriet, daß die beiden mit dem Frühstück nicht auf sie gewartet hatten, aber der Anblick der Speisen ließ Tally auch spüren, wie hungrig sie war. Ohne große Umstände setzte sie sich, zog einen Teller und die Brotschale heran und begann zu essen. Weller beobachtete sie stirnrunzelnd, während Karan mit ausdrucksloser Mine an ihr vorbei durch das große Fenster blickte, unter dem sich der Schlund ausbreitete. Tally blickte ganz bewußt nicht in die gleiche Richtung. Es vergingen gute zehn Minuten, bis sie ihren ärgsten Hunger gestillt hatte und den Teller zurückschob. Weller beobachtete sie noch immer, und auch Karan hatte den Blick endlich vom Fenster losgerissen und blickte sie an. Zum erstenmal sah Tally den alten Mann wirklich aus der Nähe.

Sie revidierte ihre Meinung, was sein Alter anging, um etliche Jahre nach unten. Karan war alt – sicherlich fünfzig Jahre – aber sein Gesicht war so wettergegerbt und von Runzeln und tief eingegrabenen Linien durchzogen, daß er auf den ersten Blick viel älter wirkte. Er schien ein sehr harter Mann zu sein, ohne dadurch unsympathisch zu wirken. Auf seinem Kopf waren nur noch wenige, spärliche Haare, aber dafür trug er einen um so gewaltigeren Bart. Außerdem hatte er Segelohren.

»Hat es geschmeckt?« fragte er, als Tally keine Anstalten machte, das Gespräch zu eröffnen, sondern ihn nur unverblümt anstarrte.

Tally nickte. »Es war sehr gut. Entschuldige, wenn ich unhöflich war. Aber ich war sehr hungrig. Du bist Karan?«

Karan machte eine weit ausholende Handbewegung.

»Du hast Karans Haus gesucht und es gefunden«, sagte er. »Du hast in seinem Bett geschlafen, hast sein Essen gegessen und wärmst dich an seinem Feuer. Also bin ich Karan.«

Tally blinzelte.

»Mach dir nichts draus«, sagte Weller. »Er spricht immer so komisch. Habe ich dir schon gesagt, daß er verrückt ist?«

Karan schenkte ihm einen bösen Blick und wandte sich wieder an Tally. »Dieser Narr da sagt, du und dein Waga habt mich gesucht?«

»Hrhon?« entfuhr es Tally. »Hrhon ist hier? Wo?« Ganz instinktiv sah sie sich um, aber natürlich war der Waga nicht hier im Zimmer.

»Nicht hier«, sagte Karan kopfschüttelnd. »Kein Schildkrötengesicht betritt mein Haus. Aber er war da und wird wiederkommen, wenn ich nach ihm rufe.« Weller warf ihr einen warnenden Blick zu – der Karan keineswegs entging – und Tally schluckte die wütende Antwort herunter, die ihr auf der Zunge lag. »Zuerst einmal möchte ich mich für deine Hilfe bedanken, Karan«, sagte sie. »Ohne dich und den jungen Mann –«

»Jan«, unterbrach sie Karan. »Er ist Karans Sohn, und sein Name ist Jan.«

»Ohne dich und Jan«, fuhr Tally fort, »wäre ich jetzt vielleicht tot.«

»Nicht vielleicht«, korrigierte sie Karan. »Ganz bestimmt. Und Schuld daran ist dieser Narr da. Selbst ein Kind weiß, daß man kein Mädchen allein läßt, in Angellas Gebiet.«

»Angella«, wiederholte Tally nachdenklich. »Das Mädchen mit dem Narbengesicht, das ich getötet habe. Wer war sie?«

»Frage Karan lieber, wer sie ist«, sagte Karan. Tally seufzte. Karans Art, von sich selbst in der dritten Person zu reden, begann ihr auf die Nerven zu gehen. Erst dann begriff sie, was seine Worte bedeuteten.

»Sie... lebt?« fragte sie zweifelnd.

Karan nickte. »Und sie tobt vor Wut. Du hast sie erniedrigt, Mädchen, und du hast sie besiegt, vor den Augen ihrer eigenen Leute. Das kann sie nicht hinnehmen. Sie wird dich töten.«

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Андрей Боярский

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