Eine Stunde später hielt der grauenvolle Zug unter dem Metallrumpf des Superkopters. Von den zweiundzwanzig Leuten, die mit der Expedition aufgebrochen waren, hatten sie nur achtzehn gefunden. Das Schicksal der übrigen vier war unbekannt. Die meisten hatten sich gutwillig, ohne Widerstand zu leisten, wegführen lassen. Aber bei fünf hatte man Gewalt anwenden müssen, weil sie nicht von der Stelle weichen wollten. Fünf Tragen kamen in ein improvisiertes Lazarett auf dem Unterdeck des Superkopters, und die dreizehn Männer, die mit ihren maskenhaft starren Gesichtern einen furchtbaren Anblick boten, wurden in einen gesonderten Raum gebracht, wo sie sich widerspruchslos in die Kojen betten ließen. Man mußte ihnen Kleider und Schuhe ausziehen, denn sie waren hilflos wie Neugeborene.
Rohan stand als stummer Augenzeuge im Gang zwischen den Bettreihen und stellte fest, daß die meisten ihre passive Ruhe beibehielten, jene aber, die mit Gewalt hergeführt werden mußten, mit unheimlicher Stimme jammerten und greinten.
Er ließ alle unter der Obhut des Arztes und schickte den gesamten verfügbaren Maschinenpark auf die Suche nach den Verschollenen. Er hatte jetzt viele Wagen, weil er die verlassenen Maschinen in Gang gebracht und mit eigenen Leuten besetzt hatte. Eben hatte er die letzte Gruppe abgefertigt, da rief ihn der Informator in die Kabine: Sie hatten Verbindung mit dem „Unbesiegbaren“.
Er wunderte sich nicht einmal, daß es geglückt war. Er war überhaupt nicht mehr in der Lage, sich über etwas zu wundern. Mit knappen Worten berichtete er Horpach.
„Wer fehlt?“ wollte der Astrogator wissen.
„Regnar selbst, Bennigsen, Korotko und Mead. Was ist mit den Flugzeugen?“ fragte Rohan seinerseits.
„Ich habe keine Nachricht.“
„Und die Wolke?“
„Ich habe heute morgen eine Dreierpatrouille ausgesandt.
Vor einer Stunde ist sie zurückgekommen. Dort ist keine Spur von der Wolke zu sehen.“
„Nichts? Gar nichts?“
„Nichts.“
„Auch nicht die Flugzeuge?“
„Nichts.“
Laudas Hypothese
Dr. Lauda klopfte an die Kabinentür des Astrogators. Als er eintrat, sah er ihn etwas in eine fotogrammetrische Karte einzeichnen.
„Was gibt's?“ fragte Horpach, ohne den Kopf zu heben.
„Ich wollte Ihnen etwas sagen.“
„Eilt es? In fünfzehn Minuten starten wir.“
„Ich weiß nicht. Wie es scheint, begreifen wir allmählich, was hier vorgeht“, sagte Lauda.
Der Astrogator legte die Zirkel aus der Hand. Ihre Blicke trafen sich. Der Biologe war nicht jünger als der Kommandant, merkwürdig, daß man ihm noch erlaubte zu fliegen. Offensichtlich war ihm besonders daran gelegen. Er glich mehr einem alten Mechaniker als einem Wissenschaftler.
„Wie scheint es, Doktor? Ich höre.“
„Im Ozean ist Leben vorhanden“, antwortete der Biologe.
„Im Ozean ist Leben, und auf dem Festland nicht.“
„Wieso? Auf dem Festland hat es auch Leben gegeben, Ballmin hat doch Spuren gefunden.“
„Ja, aber sie sind mehr als fünf Millionen Jahre alt.
Später wurde alles, was auf dem Festland lebte, ausgerottet.
Was ich sage, Astrogator, klingt phantastisch, und ich habe eigentlich so gut wie keine Beweise, aber… es war so: Stellen Sie sich vor, daß einstmals, eben vor Jahrmillionen, hier eine Rakete aus einem anderen System gelandet ist, vielleicht aus den Regionen einer Nova.“
Er sprach jetzt schneller, aber ruhig.
„Wir wissen, daß vor der Explosion der Zeta der Leier vernunftbegabte Wesen den sechsten Planeten des Systems bewohnt haben. Sie hatten eine hockentwickelte, technische Zivilisation. Nehmen wir an, ein Aufklärer der Leierbewohner ist hier gelandet, und es hat eine Havarie gegeben oder ein anderes Unglück, dem die ganze Besatzung zum Opfer gefallen ist — sagen wir, eine Reaktorexplosion, eine Kettenreaktion… Jedenfalls hatte das Wrack, als es auf der Regis aufsetzte, nicht ein einziges lebendes Wesen mehr an Bord. Unversehrt waren nur die Automaten. Nicht solche wie unsere, keine menschenähnlichen. Die Leierbewohner waren wahrscheinlich auch nicht menschenähnlich.