„Ich auch“, fügte Gilvesh hinzu, ohne seine Aufmerksamkeit von dem Luftschlauch abzuwenden, den er gerade in die geöffnete Luftröhre der Kelgianerin schob. „Und dabei ist der Bazillus, der Ihnen allen so viel Kopfzerbrechen bereitet, wahrscheinlich gar nicht an einem Chloratmer interessiert.“
Conway schüttelte grimmig den Kopf und sagte: „Was ich eigentlich sagen will, ist, daß wir überhaupt nichts über diesen Bazillus wissen.“
„Halten Sie es nicht für langsam an der Zeit, schleunigst etwas über den Erreger herauszufinden, Doktor?“ fragte O'Mara in einem Ton, dessen Schärfe dem von Conway erst kürzlich geschwungenen Skalpell gleichkam.
Längere Zeit herrschte Schweigen, und Conway spürte die im Gesicht aufsteigende Hitze. Dann wurde die Stille von der Stimme des Hudlarers unterbrochen, der den Mitgliedern des Transportteams Anweisungen bei den an Thornnastor vorgenommenen Beatmungsversuchen gab.
„Na ja, während der letzten Stunden ging es hier ein wenig hektisch zu“, entgegnete Conway verlegen, „und Thornnastors Analysator eignet sich praktisch nur für Tralthaner. Aber ich werde sehen, was ich damit anfangen kann.“
„Je eher, desto besser“, erwiderte O'Mara bissig.
Conway überhörte den Ton des Chefpsychologen, weil O'Mara sehr wohl wußte, was auf der Station vorgefallen war, und eine Zurschaustellung verletzter Gefühle nichts als Zeitverschwendung gewesen wäre.
Ganz unabhängig von dem, was mit den auf der Station eingeschlossenen Wesen letztendlich geschah, mußte man nach Conways Dafürhalten den restlichen warmblütigen Sauerstoffatmern im Hospital so viele Daten und Fakten wie möglich verschaffen, einschließlich der zu diesem Problem gehörigen Hintergrundinformationen. Als er zu Thornnastors Analysator hinüberging und sich mit dem Bedienungspult befaßte, begann Conway zu sprechen und berichtete den auf der Station Anwesenden und den vielen Zuschauern an den Bildschirmen von der Suche nach etwaigen Überlebenden in den weit verstreuten Wrackteilen des DBPK-Schiffs.
Zweifellos hätte Captain Fletcher eine viel detailliertere Beschreibung der Suchaktion geben können und würde sie später ganz bestimmt auch noch nachholen, aber Conway ging es dabei auch nur um die medizinischen und physiologischen Aspekte dieses Vorgangs.
„Der Analysator sieht furchterregender aus, als er in Wirklichkeit ist“, beruhigte ihn Murchisons Stimme, als er sich vor ein Rätsel gestellt sah und verdutzt dreinblickte. „Statt der beschrifteten Knöpfe sind auf dem Bedienungsfeld Sensortasten angebracht. Ansonsten ist aber alles exakt so aufgebaut wie auf der Rhabwar. Ich hab Thorny ein paarmal bei der Bedienung geholfen. Die Displays funktionieren natürlich auf Tralthanisch, aber das Audiosystem ist an den Translator angeschlossen. Die Flaschen zur Entnahme von Atmosphäreproben befinden sich gleich hinter der blauen Schiebetür.“
„Vielen Dank auch“, sagte Conway. Dann fuhr er mit dem Bericht über die Bergung und die nachfolgende Untersuchung und Beobachtung der überlebenden DBPK-Patientin fort. Gleichzeitig öffnete er die Ventile der Flaschen, ließ die infizierte Atmosphäre der Station in die luftleeren Glaskolben zischen und schloß dann die Ventile wieder. Er entnahm die Luftproben aus einem Bereich, der nur wenige Zentimeter von der Patientin entfernt begann und sich bis zur Einlaßschleuse am anderen Ende der Station erstreckte. Danach entnahm er mit einer Saugpumpe Proben vom Fell der Patientin und der darunterliegenden Haut und sammelte Abschabungen von der Oberfläche des Untersuchungstischs, den benutzten Instrumenten, dem Boden und den Wänden der Station ein. Schließlich war er gezwungen, eine kurze Arbeitspause einzulegen, weil er sich bei Murchison nach der richtigen Eingabeart der Proben in den Analysator erkundigen mußte.
Gilvesh nutzte die Unterbrechung in Conways Schilderung, um von der tiefen und regelmäßigen Atmung der Kelgianerin zu berichten, die natürlich in Wirklichkeit von der Beatmungsmaschine durchgeführt wurde. Und nach Priliclas Angaben blieb Edanelts Zustand genauso wie Thornnastors stabil — allerdings auf besorgniserregend niedrigem Niveau.
„Machen Sie weiter, Conway“, befahl O'Mara in barschem Ton. „Ihnen sieht und hört praktisch jeder dienstfreie Arzt im Hospital zu.“
Conway fuhr mit dem Bericht über die Bergung und Rettung der verletzten Schiffbrüchigen und den Transport der Leichen auf die Station der Rhabwar fort. Dabei betonte er besonders die Tatsache, daß nach der Rückkehr aufs Schiff kein einziges Mitglied der Besatzung und des medizinischen Personals Masken getragen hatte, als die Patientin und die mehreren toten DBPKs untersucht worden waren. Da die Überlebende das Bewußtsein nicht wiedererlangt und sich ihr Zustand zusehends verschlechtert habe, sei man schließlich zu dem Entschluß gekommen, die Suche nach weiteren Überlebenden lieber abzubrechen.
„Wir haben den Vermessungs- und Kontaktkreuzer Descartes gebeten, die Gegend weiter abzusuchen, falls sich…“