„Analyse der Proben eins bis dreiundfünfzig, gesammelt in der Beobachtungsstation eins, AUGL-Ebene“, begann die ausdruckslose Stimme. „Allgemeine Untersuchungsergebnisse: Sämtliche Atmosphäreproben enthalten Sauerstoff, Stickstoff und die üblichen Spurenelemente im normalen Verhältnis, außerdem geringe Mengen von Kohlendioxid, Wasserdampf und Chlor, die mit einer akzeptablen Austrittsmenge der Gase aus dem Lebenserhaltungssystem des TLTU und dem Schutzanzug des Illensaners, dem ausgestoßenen Atem der physiologischen Typen DBDG, DBLF, ELNT, FGLI und FROB sowie der Transpiration des ersten, zweiten und dritten dieser Typen in Verbindung stehen. In den Proben ebenfalls vorhanden sind die mit den Körpergerüchen der anwesenden Spezies, deren Körper nicht komplett von einer Schutzhülle umgeben sind, in Beziehung zu bringenden Erscheinungen, wozu auch bislang nicht verzeichnete Geruchsmoleküle gehören, die durch das Ausschlußverfahren der DBPK-Patientin zugeordnet werden konnten. Weiterhin sind sehr geringe Mengen Staub, Späne und Fasern nachzuweisen, die von den Wänden, Arbeitsoberflächen und Instrumenten abgetragen wurden. Einige dieser Substanzen können zwar ohne eine umfangreichere Probenentnahme nicht analysiert werden, aber sie sind alle biochemisch inaktiv und unbedenklich. Es sind darüber hinaus auch Follikel des terrestrischen Haars, des kelgianischen und des DBPK-Fells, Flocken abgefallener Nährlösung des Hudlarers und tralthanische und melfanische Hautschuppen enthalten.
Schlußfolgerung: Keine der in diesen Proben festgestellten Gasarten, gallertartigen Staubsuspensionen, Bakterien- und Virusformen ist für eine der sauerstoffatmenden Lebensformen gefährlich.“
Ohne es zu merken, hatte Conway den Atem angehalten. Als er ihn nun mit einem kurzen, schweren Seufzer der Enttäuschung wieder ausstieß, beschlug kurz das Visier seines Helms. Nichts. Der Analysator konnte nichts Gefährliches auf der Station entdecken!
„Ich warte, Doktor“, sagte O'Mara.
Conway blickte sich langsam auf der Station um. Er betrachtete den immer noch künstlich beatmeten Thornnastor, die kelgianische Operationsschwester und den mit ausgebreiteten Armen und Beinen daliegenden Melfaner, den stillen Gilvesh und den leise in einer Ecke des Raums zischenden TLTU, die völlig überfüllte Drucktragbahre und die unter Atemmasken steckenden Wesen mehrerer verschiedener Klassifikationen — sie alle sahen ihn an.
Irgend etwas befindet sich hier auf der Station, dachte er verzweifelt.
Irgend etwas, das sich in den Proben nicht nachweisen läßt oder vom Analysator jedenfalls als ungefährlich eingestuft wird. Ein Stoff, der auch an Bord der Rhabwar ungefährlich gewesen ist… Laut sagte er: „Auf dem Rückflug zum Hospital haben wir ohne jeglichen Körperschutz mehrere DBPK-Leichen untersucht und seziert und eine gründliche Untersuchung und Vorbehandlung der Patientin durchgeführt, all das hatte keinerlei negative Folgen. Natürlich ist es möglich, daß die terrestrischen und extraterrestrischen Wesen an Bord der Rhabwar eine natürliche Immunität besessen haben, aber so eine Deutung strapaziert meiner Meinung nach die Zufallswahrscheinlichkeit doch um einiges über die zulässigen Grenzen hinaus. Erst nach dem Transport der Überlebenden ins Orbit Hospital ist ein Schutz erforderlich geworden, weil Vertreter von vier verschiedenen physiologischen Typen einfach auf der Stelle zusammengebrochen sind. Wir müssen uns also fragen, wodurch sich die Umstände an Bord des Ambulanzschiffs und im Hospital unterscheiden oder unterschieden haben.
Wir sollten uns ebenfalls die Frage stellen, die schon Pathologin Murchison nach Beendigung ihrer ersten DBPK-Sezierung aufgeworfen hat“, fuhr Conway fort, „nämlich wie es angehen kann, daß eine solch schwache, scheue und offensichtlich unaggressive Lebensform wie diese die oberste Stufe der Evolutionsleiter ihres Heimatplaneten erklimmen konnte und dort lange genug geblieben ist, um sich zu einer Zivilisation zu entwickeln, die zu interstellaren Raumreisen befähigt ist. Die DBPKs sind Vegetarier. Sie besitzen nicht einmal Fingernägel, die ja der evolutionäre Überrest von Krallen sind, und scheinen keinerlei natürliche Verteidigungswaffen zu besitzen.“
„Und wie sieht es mit verborgenen natürlichen Verteidigungswaffen aus?“ fragte O'Mara. Conway wollte dem Major gerade eine Antwort darauf geben, aber Murchison kam ihm zuvor.