Wie Conway wußte, aß ein Schiffskommandant des Monitorkorps normalerweise in der Abgeschiedenheit seiner Kabine; das war eins der ungeschriebenen Gesetze an Bord. Die Rhabwar war Fletchers erstes Schiff als Captain, und es war zugleich sein erster Arbeitseinsatz als Kommandant, und schon brach er eine dieser eisernen Regeln, indem er zusammen mit Besatzungsmitgliedern eine Mahlzeit einnahm, die noch nicht einmal dem Monitorkorps angehörten. Doch als der Captain sein Essen aus dem Spender zog, war es offensichtlich, daß er sich äußerste Mühe geben mußte, um entspannt und freundlich zu wirken — tatsächlich kostete es ihn sogar derart viel Anstrengung, daß Priliclas zuvor konstantes Schweben am Tisch zunehmend unruhiger wurde.
Murchison lächelte den Captain an und sagte: „Doktor Prilicla weist uns immer wieder gern darauf hin, daß das Essen während des Flugs nicht nur die cinrusskische Verdauung fördert, sondern zudem noch die Suppen aller Umsitzenden angenehm kühlt.“
„Falls Sie sich durch meine Methode der Nahrungsaufnahme belästigt fühlen sollten, Freund Fletcher“, sagte Prilicla schüchtern, „so bin ich durchaus in der Lage, auch in ruhender Stellung zu essen.“
„Das… ehm… stöt mich üerhaupt nicht, Doktor“, antwortete Fletcher mit einem leicht verkniffenen Läheln. „Ich glaube, man könte meine Empfindungen, die ich bei Ihrem Anblick hege, eher als ein Gefül der Faszination beschreiben. Aber wüde es sich vielleicht negativ auf die Verdauung von einem der hier Anwesenden auswirken, wenn wir uns das Band schon jetzt anhöen? Das Abspielen kann natülich auch warten, bis Sie alle zu Ende gegessen haben…“
„Fachsimpeln regt ebenfalls die Verdauung an“, merkte Conway in seiner typisch sachlichen Ausdrucksweise an. Dann legte er das Band ein, woraufhin O'Maras trockene, strenge Stimme den Raum erfülte… Das Aufkläungsschiff des Monitorkorps Tenelphi, das zur Zeit mit vorläufigen Erkundungs- und Vermessungsarbeiten im galaktischen Sektor neun beschäftigt war, hatte es gleich dreimal hintereinander versäumt, die letzten Positionsberichte durchzugeben. Allerdings waren dem Monitorkorps sowohl die Koordinaten der Sternsysteme bekannt, die der Tenelphi zur Erforschung des Sektors zugewiesen worden waren, als auch die Reihenfolge, in der diese aufgesucht werden sollten. Und da das Schiff keine Notsignalbake ausgesetzt hatte, gab es keinen unmittelbaren Grund, sich über das Schicksal der Tenelphi Sorgen zu machen. Man nahm an, daß sich die Schwierigkeiten — wie schon in vielen anderen Fällen auch — lediglich als ein simpler Fehler im Kommunikationssystem herausstellen würden und nichts Dramatisches dahintersteckte.
Die Sternenaktivität in dieser Region lag weit über dem Durchschnitt, wodurch die Verständigung über Subraumfunk extrem erschwert wurde.
Als wichtig erachtete Funksprüche — und sie mußten tatsächlich sehr wichtig sein, da sie das höchst eigenartige Medium, das der Hyperraum darstellte, nur unter sehr hohem Energieaufwand durchdringen konnten — wurden aufgezeichnet und so lange wiederholt gesendet, wie man es für notwendig und mit der Sicherheit vereinbar hielt; denn der Sendevorgang setzte schädliche Strahlung frei, die nicht wirksam abgeschirmt werden konnte, wenn man den Funkspruch über einen längeren Zeitraum ausstrahlte, besonders dann, wenn es sich um leicht gebaute Aufklärungsschiffe handelte. Die Folge war, daß man einen knappen, stark zusammengefaßten Funkspruch sendete. Da er allerdings durch stellare Interferenzen zerstückelt wurde, strahlte man ihn in Form von fünfzig oder mehr identischen, aber einzeln jeweils unlesbaren Mitteilungen aus, weil man hoffte, daß er so wieder zu einem Ganzen zusammengesetzt werden konnte. Einfache Positionsberichte hingegen waren kurz und deshalb sicher, und der Energieverbrauch war selbst für ein Aufklärungsschiff relativ gering.
Doch die Tenelphi hatte keinen Positionsbericht gesendet. Statt dessen war von ihr wiederholt eine Nachricht ausgestrahlt worden, deren Inhalt besagte, man habe ein großes Wrack entdeckt und sich ihm später genähert, da es sehr schnell auf die Sonne des Sternsystems zustürzte und in weniger als achtundzwanzig Tagen dort auf treffen würde. Keiner der Planeten des Systems bot die notwendigen Voraussetzungen für eventuell vorhandenes Leben, es sei denn, die betroffene Spezies gehörte einer exotischen Art an, die auf dickflüssigem Gestein unter einer kleinen, äußerst heißen Sonne gedeihen konnte. Deshalb war man zu der Annahme gekommen, daß es sich bei dem Eindringen des Schiffs in das Sternsystem eher um einen Zufall als um ein geplantes Vorhaben gehandelt haben mußte. Zwar waren auf dem Wrack noch geringe Energiereserven und mehrere Atmosphäreblasen verschiedener Dichte nachzuweisen, doch gab es keinerlei Anzeichen von Leben. Die Besatzung der Tenelphi wollte an Bord gehen, um vor Ort Nachforschungen anstellen zu können.