Читаем Paganinis Fluch полностью

»Lebt? Dieses Instrument ist für einen Bartók-Kenner«, fällt Robert ihm ins Wort. »Wir sprechen hier von Bartók – das ist was anderes als Bowie.«

»Vielleicht habe ich mich ja auch nur verhört«, sagt Axel leise.

Robert öffnet den Mund, um ihm zu antworten, hält jedoch inne, als er seine Frau Anette an die Tür klopfen hört.

Sie lächelt, als sie ihn mit der Geige sieht.

»Du hast deine Strosser ausprobiert?«, fragt sie erwartungsvoll.

»Ja«, antwortet Robert schroff, »aber Axel gefällt sie nicht.«

»Das stimmt nicht«, widerspricht Axel. »Ich bin mir ganz sicher, dass dein Kunde mehr als zufrieden sein wird. Wovon ich eben gesprochen habe, existiert vielleicht nur in meiner Einbildung, die …«

»Hör nicht auf ihn, er hat doch keine Ahnung«, unterbricht Anette ihn gereizt.

Robert will gehen, seine Frau mitnehmen, eine Szene verhindern, aber sie tritt zu Axel.

»Gib zu, dass du dir den Fehler nur ausgedacht hast«, sagt sie.

»Es ist kein Fehler, es geht nur um den Stimmstock, der …«

»Und wann hast du das letzte Mal gespielt? Vor dreißig, vierzig Jahren? Du warst damals doch nur ein Kind. Ich finde, du solltest dich entschuldigen.«

»Lass es gut sein«, sagt Robert.

»Entschuldige dich.«

»Okay, Entschuldigung«, sagt Axel und merkt, dass er rot wird.

»Dafür, dass du gelogen hast«, fährt sie fort. »Dafür, dass du gelogen hast, weil du Robert nicht das Lob gönnst, das seine neue Geige verdient hat.«

»Dafür entschuldige ich mich.«

Axel stellt seine Musik wieder an und dreht sie ziemlich laut. Anfangs klingt es, als würde auf zwei ungestimmten Gitarren geklimpert und ein Sänger mit schwacher Stimme nach dem richtigen Ton suchen: »Goodbye love, goodbye love …«

Anette murmelt etwas über Axels fehlendes Talent, und Robert befiehlt ihr aufzuhören und zieht sie aus dem Raum. Axel stellt die Musik noch etwas lauter, und das Schlagzeug und der Bass bringen die in sich gekehrte Musik auf den richtigen Kurs: »Didn’t know what time it was, the lights were low ohoh. I leaned back on my radio oh oh.«

Axel schließt die Augen und spürt sie in der Dunkelheit brennen. Er ist bereits sehr müde. Manchmal schläft er eine halbe Stunde, manchmal macht er selbst mit Beverly neben sich kein Auge zu. Dann hüllt er sich in eine Decke, setzt sich auf die verglaste Veranda und blickt im feuchten Licht des Morgengrauens auf die Bäume des schönen Gartens hinaus. Axel Riessen ahnt natürlich, was der Grund für seine Probleme ist. Er schließt die Augen und kehrt in Gedanken zu jenen Tagen zurück, die sein Leben veränderten.

Spende Boerse

54

Das Quiz

Penelope und Björn sehen sich mit müden, ernsten Augen an. Durch die geschlossene Tür hören sie Ossian Wallenberg wie Zarah Leander »Wenn der weiße Flieder wieder blüht« singen, während er die Möbel umstellt.

»Wir könnten ihn überwältigen«, flüstert Penelope.

»Vielleicht.«

»Wir müssen es versuchen.«

»Und dann, was machen wir dann? Sollen wir ihn etwa foltern, um an den PIN zu kommen?«

»Ich denke, wenn sich die Machtverhältnisse geändert haben, wird er ihn uns geben«, erwidert Penelope.

»Und wenn er das nicht tut?«

Als sie zum Fenster geht und versucht, die Haken zu lösen, taumelt sie vor Erschöpfung. Ihre Finger sind wund und schwach. Sie bleibt stehen und betrachtet ihre Hände im Tageslicht, sieht den Schmutz unter den eingerissenen Fingernägeln, die Finger, grau von Erde und Lehm, bedeckt von geronnenem Blut aus verschiedenen Wunden.

»Hier hilft uns keiner, wir müssen weiter«, sagt sie. »Wenn wir am Ufer entlanglaufen, dann …«

Sie verstummt und sieht Björn an, der in seinem blauen Lederjackett zusammengesunken auf der Bettkante sitzt.

»Schön«, sagt er leise. »Tu das.«

»Ich lasse dich hier nicht zurück.«

»Aber ich kann nicht mehr, Penny«, sagt er, ohne sie anzusehen. »Meine Füße, ich werde nicht laufen können, ich kann vielleicht eine halbe Stunde gehen, aber die Wunden bluten immer noch.«

»Ich helfe dir.«

»Vielleicht gibt es auf dieser Insel keine anderen Telefone, wir wissen es nicht, wir haben keine Ahnung.«

»Ich mache nicht mit bei seinem ekelhaften …«

»Penny, wir … wir müssen mit der Polizei sprechen, wir müssen sein Handy benutzen.«

Breit grinsend öffnet Ossian Wallenberg die Tür. Er ist mit einem leopardenfellgemusterten Jackett und einem leopardenfellgemusterten Lendenschurz bekleidet. Mit grazilen Bewegungen geleitet er sie zu der riesigen Couch. Die Vorhänge sind zugezogen, und er hat die Möbel an die Wände geschoben, sodass er sich frei im Raum bewegen kann. Ossian tritt in das Licht der beiden Stehlampen, bleibt stehen und dreht sich um.

»Liebe Freitagsfreunde, wenn man gut unterhalten wird, vergeht die Zeit wie im Flug«, sagt er und zwinkert mit einem Auge. »Wieder einmal ist es Zeit für unser Quiz, und wir begrüßen ganz herzlich die Prominenten des heutigen Abends. Einen verdreckten Kommunisten und seine minderjährige Liebhaberin. Ein wahrhaft ungleiches Paar, wenn Sie mich fragen. Ein hässliches Entlein und ein junger Mann mit einem wohlproportionierten Torso.«

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