Читаем Paganinis Fluch полностью

Penelope nickt und hört in der nächsten Sekunde, dass die Haustür geöffnet wird. Ohne Blicke zu wechseln, bewegen sie sich rückwärts, ins Schlafzimmer. Sie hören jemanden Schritt für Schritt näher kommen. Björn versucht, die Verandatür zu öffnen, aber sie ist abgeschlossen. Penelope löst mit zitternden Händen die Fensterhaken, aber für eine Flucht ist es bereits zu spät.

Spende Boerse

51

Wer das Spiel gewinnt

Penelope ringt nach Luft. Im Türrahmen zum Schlafzimmer steht ein Mann. Björn sucht nach etwas, womit er sich verteidigen kann.

»Was zum Teufel macht ihr denn hier?«, fragt der Mann mit heiserer Stimme.

Penelope erkennt, dass er nicht ihr Verfolger, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach der Hausbesitzer ist, ein kleiner, breiter und etwas übergewichtiger Mann. Sein Gesicht kommt ihr vage bekannt vor, als hätte sie ihn vor vielen Jahren einmal gesehen.

»Fixer?«, fragt er interessiert.

Plötzlich wird ihr klar, wer der Mann ist. Sie sind bei Ossian Wallenberg eingebrochen. Vor zehn Jahren war er ein beliebter Fernsehmoderator. Leichte Unterhaltung am Wochenende – »Der goldene Freitag, Die Wände hoch, Der Löwenabend«. Bei Ossian Wallenberg gab es immer Spiele, Preise hinter glitzernden Luken und prominente Gäste. Jeder »Goldene Freitag« endete auf die gleiche Art – damit, dass Ossian seinen Studiogast hochstemmte. Grinsend und mit rotem Gesicht. Penelope erinnert sich, dass sie in ihrer Kindheit gesehen hat, wie er Mutter Teresa hochhob. Die zierliche alte Frau schien panische Angst zu haben. Damals war Ossian Wallenberg für seine goldenen Haare und extravaganten Kleider, aber auch für seine spitzfindigen Gemeinheiten berühmt gewesen.

»Wir hatten einen Unfall«, sagt Björn. »Wir müssen die Polizei anrufen.«

»So, so«, erwidert Ossian gleichgültig. »Ich habe leider nur ein Handy.«

»Wir müssen es uns kurz leihen, es ist dringend.«

Ossian zieht sein Telefon heraus, wirft einen Blick darauf und schaltet es aus.

»Was tun Sie da?«, fragt Penelope.

»Ich tue verdammt noch mal, was ich will«, antwortet er.

»Aber wir müssen wirklich dringend telefonieren«, sagt sie.

»Dann braucht ihr wohl meinen PIN-Code«, erklärt Ossian.

»Was soll das?«

Er lehnt sich gegen den Türpfosten und betrachtet die beiden eine Weile.

»Wer hätte gedacht, dass ein paar Fixer den Weg in mein bescheidenes Heim finden.«

»Wir sind keine …«

»Wen interessiert’s«, unterbricht Ossian sie.

»Mir reicht’s«, sagt Penelope zu Björn.

Sie will gehen, aber Björn sieht sehr müde aus, seine Wangen und Lippen sind bleich, er muss sich mit der Hand an der Wand abstützen.

»Es tut uns leid, dass wir in Ihr Haus eingebrochen sind«, sagt Björn. »Wir werden alles bezahlen, was wir uns genommen haben, aber jetzt müssen Sie uns bitte Ihr Handy leihen, es handelt sich um einen Notfall und …«

»Und wie heißt du?«, unterbricht Ossian ihn lächelnd.

»Björn.«

»Das Jackett steht dir gut, Björn, aber hast du die Krawatte nicht gesehen? Es gibt dazu eine passende Krawatte.«

Ossian geht zum Kleiderschrank, holt eine blaue Lederkrawatte im gleichen Farbton wie das Jackett heraus und bindet sie Björn bedächtig um den Hals.

»Rufen Sie selbst die Polizei«, sagt Penelope. »Sagen Sie, dass Sie zwei Einbrecher auf frischer Tat ertappt haben.«

»Das macht keinen Spaß«, antwortet Ossian schmollend.

»Was wollen Sie eigentlich?«, fragt sie.

Er weicht einige Schritte zurück und mustert die Eindringlinge.

»Ich mag sie nicht«, sagt Ossian Wallenberg zu Björn. »Aber du bist schick, mein Jackett steht dir ganz ausgezeichnet. Soll sie doch ruhig den hässlichen Pullover anlassen. Stimmt’s? Sie sieht nicht wie eine Schwedin aus, sie sieht aus wie …«

»Hören Sie auf«, sagt Björn.

Ossian Wallenberg geht mit wütender Miene zu ihm und schlägt mit geballter Faust vor Björns Gesicht durch die Luft.

»Ich weiß, wer Sie sind«, sagt Penelope.

»Gut«, erwidert Ossian schmunzelnd.

Björn sieht erst sie und danach den Mann fragend an. Penelope ist schlecht, sie setzt sich aufs Bett und versucht, ruhig zu atmen.

»Warte mal«, sagt Ossian. »Ich weiß auch, wer du bist … ich habe dich im Fernsehen gesehen, ich erkenne dich.«

»Ich habe an ein paar Fernsehdiskussionen teilgenommen …«

»Und jetzt bist du tot«, erklärt er lächelnd.

Bei diesen Worten spannt sich ihr ganzer Körper an und wird wachsam. Sie versucht zu verstehen, was er meint, und ihre Augen suchen unwillkürlich nach einem Fluchtweg. Björn steht an die Wand gelehnt und sinkt zu Boden. Sein Gesicht ist leichenblass, er bekommt kein Wort heraus.

»Wenn Sie uns nicht helfen wollen«, setzt Penelope an, »dann fragen wir jemand anderen, der …«

»Aber ich will ja, natürlich will ich euch helfen«, unterbricht er sie.

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