Читаем Paganinis Fluch полностью

Joona legt vorsichtig das Gewehr ab, durchquert an der Frau auf der Matratze vorbei den Raum und gelangt in einen Gang mit einer niedrigen Decke aus Kaninchendraht vor gelber Glaswolle. Der schwere Rauch einer Zigarre hängt in der Luft. Eine helle Lampe ist auf ihn gerichtet und er versucht, das Licht mit einer Hand abzuschirmen. Am Ende des Gangs hängen breite Plastiklamellen. Joona ist geblendet und kann nicht richtig sehen, was dort vorgeht. Er erahnt Bewegungen und hört eine eingeschüchterte, hallende Stimme. Plötzlich schreit in seiner Nähe jemand laut auf. Es ist ein tiefer, kehliger Laut, gefolgt von schnellen keuchenden Atemzügen. Joona schleicht schnell weiter, lässt die Lampe hinter sich und kann plötzlich in das Zimmer hinter den dicken Plastiklamellen sehen.

Der Raum ist verraucht, träge Schleier bewegen sich durch die stehende Luft.

Eine kleine, muskulöse Frau in einer schwarzen Jeans und einem braunen T-Shirt steht vor einem Mann in Unterhose und Strümpfen. Das Gesicht der Frau wird von einer Kapuze verdeckt. Der Schädel des Mannes ist kahl rasiert und auf seine Stirn sind die Worte »Weiße Macht« tätowiert. Er hat sich in die Zunge gebissen. Blut rinnt über sein Kinn, den Hals und den dicken Bauch.

»Bitte«, flüstert er und schüttelt den Kopf.

Joona sieht die qualmende Zigarre in der herabhängenden Hand der Frau. Ohne Vorwarnung geht sie zu dem Mann und presst die Glut gegen das Tattoo auf seiner Stirn, sodass er losbrüllt. Der dicke Bauch und die hängenden Brüste zittern. Er bepinkelt sich, ein dunkler Fleck breitet sich auf der blauen Unterhose aus und Urin läuft an seinem nackten Bein herab.

Joona hat seine Pistole gezogen, nähert sich dem Spalt zwischen den dicken Plastiklamellen und versucht herauszubekommen, ob sich weitere Personen im Raum aufhalten. Er kann niemanden entdecken, öffnet den Mund, um zu rufen, und sieht plötzlich seine Pistole zu Boden fallen.

Klirrend fällt sie auf den nackten Beton und bleibt vor den Plastiklamellen liegen. Erstaunt betrachtet er seine Hand und sieht sie zittern, und im nächsten Moment kommt der wütende Schmerz. Joona sieht nichts mehr, spürt nur eine schwere, zerstörerische Bewegung hinter seiner Stirn. Ungewollt entfährt ihm ein Stöhnen, und er muss sich mit einer Hand an der Wand abstützen. Er spürt, dass er kurz davor ist, das Bewusstsein zu verlieren, aber noch hört er die Stimmen der Menschen hinter dem Plastik.

»Verdammt noch mal«, schreit die Frau mit der Zigarre. »Sag mir einfach, was zum Teufel du gemacht hast.«

»Ich weiß es nicht mehr«, antwortet der Neonazi unter Tränen.

»Was hast du gemacht?«

»Ich war gemein zu einem Jungen.«

»Genauer!«

»Ich habe ihm das Auge verbrannt.«

»Mit einer Zigarette«, sagt sie. »Einem zehnjährigen Jungen …«

»Ja, aber ich …«

»Warum? Was hat er getan?«

»Wir sind ihm von der Synagoge aus gefolgt und …«

Joona merkt nicht, dass er einen schweren Feuerlöscher von der Wand reißt. Er verliert jegliches Zeitgefühl. Der ganze Ort wird ausgelöscht. Außer dem Schmerz in seinem Kopf und einem hohen, klingelnden Ton im Ohr existiert nichts mehr.

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31

Die Mitteilung

Joona lehnt an der Wand, blinzelt, um wieder etwas sehen zu können, und merkt, dass jemand bei ihm steht, nach ihm aus dem Zimmer mit den nackten jungen Leuten gekommen sein muss. Er spürt eine Hand auf seinem Rücken und erahnt durch die schwarzen Schmerzschleier hindurch ein Gesicht.

»Was ist passiert?«, fragt Saga Bauer leise. »Bist du verletzt?«

Er versucht, den Kopf zu schütteln, hat aber zu starke Schmerzen, um sprechen zu können. Es kommt ihm vor, als würde mitten durch Haut, Kranium, Gehirnstamm und die zähe Gehirnflüssigkeit ein Haken gezogen.

Joona fällt auf die Knie.

»Du musst hier raus«, sagt sie.

Er spürt, dass Saga sein Gesicht anhebt, kann aber nichts sehen. Sein ganzer Körper ist in Schweiß gebadet, er fühlt ihn aus den Achselhöhlen und von Nacken und Rücken herablaufen, spürt ihn in seinem Gesicht, am Haaransatz und auf der Stirn.

Saga tastet in seinen Kleidern, weil sie annimmt, dass es sich um einen epileptischen Anfall handelt, weshalb sie in seinen Taschen nach Medikamenten sucht. Er nimmt vage wahr, dass sie sein Portemonnaie nimmt und in ihm nach einem Epilepsieausweis sucht.

Nach einer Weile lässt der Schmerz nach, Joona befeuchtet mit der Zunge seinen Mund und blickt auf. Seine Kiefer sind angespannt, und der ganze Körper schmerzt nach dem Mirgräneanfall.

»Ihr dürft noch nicht kommen«, flüstert er. »Ich muss …«

»Was zum Teufel ist passiert?«

»Nichts«, antwortet Joona und hebt seine Pistole vom Boden auf.

Er steht auf und geht, so schnell er kann, an den herabhängenden Plastiklamellen vorbei in den Raum. Er ist leer. An der gegenüberliegenden Wand leuchtet ein Notausgangsschild. Saga folgt ihm und wirft ihm einen fragenden Blick zu. Joona öffnet die Tür des Notausgangs und sieht eine steile Treppe, die zu einer weiteren Stahltreppe zur Straße führt.

»Perkele«, murmelt er.

»Rede mit mir«, sagt Saga wütend.

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