»Ich kann mir irren,«sagte Dumbledore freundlich,»aber ich bin mir sicher, daß in den Statuten des Wizengamot dem oder der Angeklagten das Recht zugestanden wird, Zeugen zu benennen? Ist das nicht das Verfahren der Abteilung für die Durchführung Magischer Gesetze, Madam Bones?,«fuhr er fort, die Hexe mit dem Monokel ansprechend.
»Wahr,«sagte Madam Bones,»das entspricht der Wahrheit.«
»In Ordnung, sehr schön, sehr schön,«knurrte Fudge.»Wo ist diese Person?«
»Ich habe sie mitgebracht,«sagte Dumbledore,»sie steht draußen vor der Tür. Soll ich sie holen? -«
»Nein – Weasley, Sie gehen,«bellte Fudge zu Percy, der sofort aufsprang, die Treppen von der Empore des Gerichts herunterrannte und an Dumbledore und Harry vorbeihastete ohne sie eines Blicke zu würdigen.
Einen Augenblick später kam Percy zurück, gefolgt von Frau Figg. Sie sah verängstigt aus und noch weniger bei Trost als sonst. Harry wünschte, sie hätte daran gedacht, statt der Hausschuhe etwas anderes anzuziehen…Dumbledore stand auf und bot Ihr seinen Platz an, bevor er sich einen zweiten Stuhl herzauberte.
»Vollständiger Name?«fragte Fudge laut, nachdem Frau Figg sich nervös am der äußersten Kante der Sitzfläche niedergelassen hatte.
»Arabella Doreen Figg,«antwortete sie mit ihrer zittrigen Stimme.
»Und wer genau sind Sie?«fragte Fudge gelangweilt und hochmütig.
»Ich wohne in Little Whinging, in der Nähe von Harry Potter.«sagte Frau Figg.
»Wir haben keine amtlichen Dokumente irgendeiner Hexe oder eines Zauberer in Little Whinging, mit Ausnahme von Harry Potter,«sagte Madam Bones sofort.
»Dieser Zustand wurde immer penibel überwacht, seit… seit es diese Vorkommnisse gab.«
»Ich bin ein Squib,«sagte Frau Figg,»also würden Sie über mich keine amtlichen Dokumente führen, nicht wahr?«
»Eine Squib, soso?«fragte Fudge und betrachtete sie genau.»Wir werden das überprüfen. Sie werden Einzelheiten über ihre Eltern meinem Assistenten Weasley mitteilen. Nebenbei gefragt, können Squibs Dementoren sehen?«schob er nach, dabei nach links und rechts zu den anderen schauend.
»Ja, das können wir,«rief Frau Figg empört.
Fudge schaute auf sie mit hochgezogenen Augenbrauen herab.»Also schön,«fragte er,»was ist Ihre Geschichte?«
»Ich bin aus dem Haus gegangen, um Katzenfutter vom Eckladen am Ende des Wisteria Walk zu kaufen, es war so gegen neun Uhr am Abend des zweiten August,«plapperte Frau Figgs sofort los, als ob sie auswendig gelernt hätte, was sie sagen wollte,»als ich plötzlich einen Aufruhr in der Gasse zwischen Magnolia Crescent und Wisteria Walk hörte. Als ich zum Anfang der Gasse kam, sah ich zwei Dementoren rennen -«
»Rennen?«fragte Madam Bones scharf.»Dementoren rennen nicht, sie gleiten.«
»Das ist genau, was ich sagen wollte,«sagte Frau Figgs schnell, und ihre ausgetrockneten Wangen wurden rot.»Sie glitten die Gasse entlang auf etwas zu, was aussah wie zwei Jungen.«
»Wie sahen die beiden aus?«fragte Madam Bones, und ihre Augen wurden dabei so schmal, daß die Ränder ihres Monokel unter der Haut verschwanden.
»Nun, einer war sehr groß, und der andere war sehr schmal-«
Madam Bones rief ungeduldig»Nein, nein. Beschreiben Sie die Dementoren.«
»Oh,«sagte Frau Figgs, und die Röte stieg ihr bis ins Genick.»Sie waren groß. Groß, und trugen Umhang.«
Harry spürte ein furchtbares Sinken im Bauch. Was auch immer sie sagte, für ihn klang es so, als ob sie höchstens mal ein Bild von Dementoren gesehen hätte, und ein Bild konnte niemals die Wahrheit über diese Wesen deutlich machen: ihre unheimliche Art sich zu bewegen, Zentimeter über dem Boden zu schweben; oder ihren verrotteten Gestank; oder das furchtbare Geräusch das sie machten wenn sie die umgebende Lust einsaugten…
In der zweiten Reihe lehnte sich ein untersetzter Zauberer mit einem großen schwarzen Schnurrbart zu seiner Nachbarin, und flüsterte der Hexe mit dem gekräuselten etwas ins Ohr. Sie grinste und nickte.
»Groß, und trugen Umhang«wiederholte Madam Bones nüchtern, während Fudge verächtlich durch die Nase zog.»Ich verstehe. Sonst noch was?«
»Ja,«sagte Frau Figgs.»Ich habe sie gespürt. Alles wurde kalt, und immerhin war es eine sehr warme Sommernacht, ist klar. Und ich spürte… als ob die ganze Fröhlichkeit aus der Welt gegangen wäre… und ich erinnerte mich an…
abscheuliche Dinge…«
Ihre Stimme zitterte und verstummte.
Madam Bones Augen weiteten sich ein wenig. Harry sah rote Spuren unter den Augenbrauen, wo das Monokel sich eingegraben hatte.
»Was haben die Dementoren getan?«fragte sie, und Harry spürte einen Funken Hoffnung.