»Sie werden Anweisung geben, Dolores Umbridge von Hogwarts zu entfernen,«sagte Dumbledore.»Sie werden ihren Auroren befehlen, ihre Suche nach meinem Lehrer für die Pflege magischer Wesen einzustellen, damit er wieder an die Arbeit gehen kann. Ich überlasse ihnen…«Dumbledore zog eine Taschenuhr mit zwölf Zeigern aus der Tasche und warf einen Blick darauf…«.eine halbe Stunde meiner Zeit heute nacht, in welcher wir meiner Meinung nach die wichtigen Punkte dessen, was hier passiert ist, ausführlich besprechen können sollten. Danach muß ich in meine Schule zurückkehren. Falls sie noch mehr Hilfe von mir brauchen, sind sie natürlich herzlich willkommen, mit mir in Hogwarts Kontakt aufzunehmen. Briefe an den Schulleiter werden mich erreichen.«
Fudge glotzte noch ratloser als vorher, sein Mund stand offen, und sein rundes Gesicht unter seinem zerwühlten grauen Haar lief immer mehr rosa an.
»Ich – sie -«
Dumbledore wandte sich von ihm ab.
»Nimm diesen Transportschlüssel, Harry.«
Er hielt ihm den goldenen Statuenkopf hin, und Harry legte seine Hand darauf, es kümmerte ihn nicht mehr, was er als nächstes tat, oder wohin er ging.
»Wir sehen uns in einer halben Stunde,«sagte Dumbledore leise.»Eins… zwei… drei…«
Harry empfand das vertraute Gefühl, als ob ein Haken hinter seinem Nabel zurückgerissen wurde. Der polierte Holzfußboden unter seinen Füßen war fort; das Atrium, Fudge und Dumbledore waren verschwunden, und er flog in einem Wirbel von Farben und Geräuschen vorwärts…
Kapitel 37 – Die verlorengegangene Prophezeiung
Harry fühlte festen Boden unter seinen Füßen; seine Knie zitterten ein wenig und der golene Zaubererkopf fiel mit einem leisen plong auf den Boden. Er sah sich um und bemerkte, daß er in Dumbledor«s Büro angekommen war.
Alles im Büro schien sich während der Abwesenheit des Schulleiters selbst repariert zu haben. Die wunderschönen Silberinstrumente standen erneut auf den spindelbeinigen Tischen, surrten und zischten heiter. Die Bilder der ehemaligen Schulleiter und Schulleiterinnen schnarchten in ihren Rahmen, die Köpfe lässig zurück in einem Lehnstuhl oder den Rand der Gemälde angelehnt. Harry blickte durch das Fenster. Man sah einen schmalen Streifen bleichen Grüns am Horizont: die Morgendämmerung brach an.
Die Ruhe und Stille, unterbrochen nur durch das gelegentliche Schnarchen oder Grunzen eines der schlafenden Bilder, war ihm unerträglich. Wenn seine Umgebung die Gefühle in seinem Inneren wiederspiegeln würde, hätten die Bilder vor Schmerz aufgeschrien. Er schritt durch das ruhige, wunderschöne Büro, ruhig atmend, und versucht nicht zu denken. Aber er mußte denken… es gab keine Fluchtmöglichkeit…
Es war seine Schuld, das Sirius gestorben war; es war alles seind Schuld. Wenn er, Harry, nicht dumm genug gewesen wäre, auf Voldemorts Trick hereinzufallen, wenn er nicht so überzeugt davon gewesen wäre, daß das, was er in seinen Träumen sah, real gewesen wäre, wenn er nur die Möglichkeit bedacht hätte, das Voldemort, so wie Hermine es gesagt hatte, mit Harrys heimlicher Liebe, den Helden zu spielen, gerechnet hatte…
Es war ihm unerträglich, er wollte nicht darüber nachdenken, er konnte es nicht länger ertragen… in ihm war eine große, schreckliche Leere, die er nicht fühlen oder analysieren wollte, ein dunkles Loch, wo Sirius gewesen war, wo Sirius verschwunden war; er wollte nicht allein sein, mit diesem großen, stillen Raum, er konnte es nicht länger ertragen -
Ein Gemälde hinter ihm gab ein plötzliches, lautes Schnarchen von sich, and eine kalte Stimme sagte:»Ah… Harry Potter…«
Phineas Nigellus gab ein ausgedehntes Gähnen von sich, streckte seine Arme als er Harry aus seinen klugen, verengten Augen musterte.
»Und was bringt dich hierher zu so früher Stunde?» sagte Phineas, soweit Harry ihn verstehen konnte.
»Dieses Büro darf allein nur der Schulleiter betreten. Oder hat Dumbledore dich etwa hierher geschickt? Oh nein, erzähl es mir nicht…«
Ein weiteres fürchterliches Gähnen entsprang aus seinem Hals.
»Noch eine Nachricht für meinen nutzlosen Ur-Ur-Urenkel?«
Harry konnte kein Wort sagen. Phineas Nigellus wußte offensichtlich nicht, daß Sirius tot war und Harry konnte es ihm auch nicht sagen. Es laut auszusprechen würde es so endgültig machen, so absolut und umunkehrbar.
Ein paar andere Gemälde waren von den Geräuschen aufgewacht. Aus Angst vor der nun abzusehenden Befragung hastete er zur Bürotür und drückte die Klinke.
Die Tür öffnete sich nicht. Er war hier gefangen.
»Ich hoffe das bedeutet«sagte der dickliche, rotnäsige Zauberer der an der Wand hinter des Schulleiters Bürotisch hing,
»daß Dumbledore bald wieder bei uns sein wird?«
Harry drehte sich um. Der Zauberer betrachtete ihn mit großem Interesse. Harry nickte. Er drückte noch einmal die Türklinke in seinem Rücken, aber die Tür öffnete sich nicht.
»Oh Gott«sagte der Zauberer. Es war so langweilig ohne ihn, sehr langweilig.«