Читаем Gedichte in Prosa полностью

Die Liebe, dachte ich, ist stärker als der Tod und die Schrecken des Todes. Sie allein, allein die Liebe erhält und bewegt unser Leben.

<p>Die Totenschädel</p>

Ein prachtvoller, glänzend erleuchteter Saal; eine zahlreiche Gesellschaft von Herren und Damen. Ringsum lebensprühende Gesichter und eifrige Gespräche... Die sprudelnde Unterhaltung dreht sich um eine berühmte Sängerin. Man vergöttert sie, nennt sie unsterblich... O, wie herrlich hat sie gestern ihren letzten Triller hinausgeschmettert!

Und plötzlich – wie auf den Wink eines Zauberstabes – verschwand von allen Köpfen und allen Gesichtern die zarte Hülle der Haut, und augenblicklich erschienen die Schädel in ihrer Totenblässe, traten Kiefer und Backenknochen in bleigrauer Farbe hervor.

Mit Entsetzen sah ich, wie sich alle diese Kiefer und Backenknochen bewegten und rührten – wie sich diese rundlichen, knöchernen Kugeln, im Scheine der Lampen und Kerzen widerstrahlend, hin und her wendeten – und wie sich in ihnen andere kleinere Kugeln drehten, die ausdruckslosen Augäpfel.

Ich wagte nicht, mein eigenes Antlitz zu berühren, wagte auch nicht, mich im Spiegel zu betrachten.

Die Totenschädel aber drehten sich wie zuvor... Und mit derselben Lebhaftigkeit, kleine rote Lappen zwischen den fleischlosen Kinnladen geläufig hin und her bewegend, schwatzten die geschäftigen Stimmen davon, wie wunderbar, wie unübertrefflich die unsterbliche... ja, die unsterbliche Sängerin ihren letzten Triller hinausgeschmettert habe!

<p>Die Tagelöhner und der Weißhändige</p><empty-line></empty-line><p><emphasis>Ein Gespräch</emphasis></p>

Tagelöhner

Was drängst du dich zu uns? Was willst du? Du gehörst nicht zu uns... Mach, daß du weiterkommst!

Der Weißhändige

Ich gehöre zu euch, Brüder!

Tagelöhner

Das wäre doch! Zu uns! Was fällt dir denn ein? Schau mal auf meine Hände. Siehst du, wie schmutzig die sind? Nach Dünger riechen sie und nach Teer, – deine Hände aber sind weiß. Wonach riechen die denn?

Der Weißhändige (seine Hände hinhaltend)

So rieche doch!

Tagelöhner (sie beriechend)

Was ist denn das? Gerade als röchen sie nach Eisen.

Der Weißhändige

Nach Eisen, so ist es. Volle sechs Jahre trug ich sie in Ketten.

Tagelöhner

Warum denn das?

Der Weißhändige

Darum, weil ich für euer Wohl gearbeitet habe, weil ich euch befreien wollte, euch geplagte, stumpfe Menschen; weil ich auftrat gegen eure Bedrücker, revoltierte... Da haben sie mich denn gefangengesetzt.

Tagelöhner

Gefangengesetzt? Ja, wer hieß dich denn auch revoltieren?!

– Zwei Jahre später –

Einer derselben Tagelöhner (zum anderen)

Hör mal, Peter... Du weißt doch noch, wie im vorvorigen Jahr so ’n weißhändiger Kerl mit dir schwatzte?

Zweiter Tagelöhner

Freilich... na, und?

Erster Tagelöhner

Nun, hängen werden sie ihn heute; so ’n Befehl ist gekommen.

Zweiter Tagelöhner

Hat er denn wieder revoltiert?

Erster Tagelöhner

Wieder revoltiert!

Zweiter Tagelöhner

Na... Weißt du was, Bruder Dmitry: laß uns zusehen, daß wir den Strick kriegen, mit dem er gehängt wird; so was soll doch ’n mächtiges Glück ins Haus bringen!

Erster Tagelöhner

Hast recht. Wollen doch zusehen, Bruder Peter.

<p>Die Rose</p>

Es war in den letzten Tagen des August... Der Herbst hatte bereits seinen Einzug gehalten.

Die Sonne ging unter. In plötzlichen, heftigen Güssen, doch ohne Donner und Blitz, war eben ein starker Regenschauer über unsere weite Ebene hinweggezogen. Der Garten vor dem Hause glühte und dampfte, ganz überflutet vom flammenden Abendrot und dem Naß des Regens.

Sie saß am Tisch im Wohnzimmer und blickte in starrem Nachdenken durch die halboffene Tür in den Garten hinaus.

Ich wußte, was damals in ihrer Seele vorging; wußte, daß sie nach einem kurzen, aber schmerzlichen Ringen sich in diesem Augenblick einem Gefühle ergab, das sie nicht länger zu bemeistern imstande war.

Plötzlich erhob sie sich, ging schnell in den Garten hinaus und verschwand.

Es verging eine Stunde... und noch eine Stunde: sie kam nicht wieder.

Da stand ich auf, trat aus dem Hause und wandte mich nach der Allee, durch welche – wie ich bestimmt voraussetzte – auch sie gegangen war.

Rings war alles in Dunkel gehüllt; die Nacht war schon hereingebrochen. Trotzdem war auf dem feuchten Kieswege, selbst durch den dichten Schleier der Finsternis hindurch noch rötlich schimmernd, ein rundlicher Gegenstand erkennbar.

Ich beugte mich herab. Es war eine junge, kaum aufgeblühte Rose. Noch vor zwei Stunden hatte ich dieselbe Rose an ihrem Busen gesehen.

Behutsam hob ich die in den Schmutz gefallene Blume auf, kehrte zum Wohnzimmer zurück und legte sie vor ihren Stuhl auf den Tisch.

Endlich kam auch sie zurück – durchmaß mit leichten Schritten das Zimmer und setzte sich an den Tisch. Ihr Antlitz war jetzt blasser, aber auch belebter; unstet, mit einem Anfluge lächelnder Befangenheit, irrten ihre gesenkten, scheinbar verkleinerten Augen umher. Da bemerkte sie die Rose, ergriff sie, betrachtete ihre zerdrückten, beschmutzten Blätter, blickte dann auf mich – und nun, plötzlich innehaltend, erglänzten ihre Augen in Tränen.

»Warum weinen Sie?« fragte ich.

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Иммануил Кант – самый влиятельный философ Европы, создатель грандиозной метафизической системы, основоположник немецкой классической философии.Книга содержит три фундаментальные работы Канта, затрагивающие философскую, эстетическую и нравственную проблематику.В «Критике способности суждения» Кант разрабатывает вопросы, посвященные сущности искусства, исследует темы прекрасного и возвышенного, изучает феномен творческой деятельности.«Критика чистого разума» является основополагающей работой Канта, ставшей поворотным событием в истории философской мысли.Труд «Основы метафизики нравственности» включает исследование, посвященное основным вопросам этики.Знакомство с наследием Канта является общеобязательным для людей, осваивающих гуманитарные, обществоведческие и технические специальности.

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