Читаем Die Töchter des Drachen полностью

Mit dem letzten Licht des Tages schließlich erreichten sie den verbrannten Baum. Obwohl es oben über dem Wald bereits dämmerte, wurde es vor ihnen noch einmal heller; denn das Blätterdach des Wipfels war hier nicht so vollends geschlossen wie anderswo – das geschwärzte Skelett des Riesenbaumes ragte wie eine vielfingrige Knochenhand in den Himmel hinauf. Sein Stamm, der den Durchmesser eines Hauses hatte, glänzte vor Feuchtigkeit wie poliertes schwarzes Eisen, und allein sein Anblick ließ Tally einen Moment im Schritt verharren. Er wirkte... böse.

Es war nicht einfach nur ein toter Baum, dachte Tally schaudernd. Irgendwann einmal vor einem oder auch hundert Jahren mußte ihn der Blitz getroffen und gespalten haben, und irgend etwas war mit ihm geschehen, was die Rückkehr des Lebens nachhaltig verhinderte. Auf der borkigen Rinde aus zu Stein gewordenem Holz war nicht der winzigste Flecken Moos zu sehen; keine der Millionen Parasitenpflanzen, die auf den anderen Stämmen wucherten; nichts. Der Baum war tot, und er war so nachhaltig tot, daß alles Leben seine Nähe zu fliehen schien. Selbst das Netzwerk des Dazwischen war unterbrochen. Der Baum stand inmitten des Waldes wie ein zerbrochener Riesenspeer, der in den Boden gerammt worden war. Und er war Teil jenes entsetzlichen nichtWaldes dort tief unter ihnen. Den Hauch des abgrundtief Bösen, den sie gespürt hatte, als Karan ihr das erste Mal den Boden zeigte, fühlte sie auch jetzt. Wie einen Pesthauch, den das schwarze Monstrum ausstrahlte.

Im Nachhinein erschien es Tally wie ein Wunder, daß sie alle die waghalsige Kletterei unbeschadet überstanden hatten, die nötig gewesen war, die letzten Meter zu überwinden. Nicht, daß sie auch nur noch einen einzigen Gedanken daran verschwendet hätte, als sie es geschafft hatten... Ihre Aufmerksamkeit wurde voll von dem in Anspruch genommen, was sie in seinem Inneren erwartete ...

Sie war nicht sehr überrascht, den Baum hohl vorzufinden.

Hohl – nicht leer.

Nur wenig mehr als einen Meter unter der Stelle, an der Karan sie durch den zerborstenen Stamm führte, spannte sich ein gewaltiges, silbernweißes Spinnennetz. Seine Fäden waren absurd dünn, verglichen mit der ungeheuerlichen Größe des Gebildes – Tally schätzte seinen Durchmesser auf gut zwanzig Meter –, nicht sehr viel stärker als normale Spinnweben. Aber es waren Millarden.

»Wenn... das ein Witz sein sollte, war es kein Guter, Karan«, sagte Angella. Ihre Stimme zitterte vor Ekel.

»Was soll das?«

»Es ist ein sicherer Platz«, beharrte Karan. »Geht hinein – keine Sorge, es ist fest genug, selbst den Waga zu tragen.«

Angella keuchte. »Hinein?« wiederholte sie ungläubig. Ihre Stimme wurde schrill. »Du bist völlig übergeschnappt, was?«

»Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Karan ruhig. »Die Wesen, die es geschaffen haben, sind fort.«

»Es sieht ziemlich neu aus«, sagte Tally. Auch sie mußte all ihre Beherrschung aufbieten, um wenigstens äußerlich ruhig zu erscheinen. Die Vorstellung, dieses ungeheuerliche Spinnennetz zu berühren, erfüllte sie mit unbeschreiblichem Ekel. Ihre Augen begannen sich allmählich an das schwache Licht hier drinnen zu gewöhnen, und sie sah zahllose, in helle Spinnenseide eingeschlossene Kokons unterschiedlicher Größe. Beute. In manchen von ihnen bewegte sich etwas. Das Gefühl von Ekel in Tallys Magen steigerte sich zu echter körperlicher Übelkeit. Sauer schmeckender Speichel sammelte sich unter ihrer Zunge.

»Sie sind fort«, beharrte Karan. »Sie werden nicht kommen, solange wir hier sind.«

Tally sah ihn zweifelnd an. Karan lächelte aufmunternd – und sprang mit einem Satz auf das Netz herunter! Ein Laut wie von einer ungeheuer großen, gläsernen Harfe erklang; Augenblicke später antwortete ein Echo aus der unsichtbaren Tiefe. Aber das Netz, so zerbrechlich es aussah, hielt.

»Kommt schon«, sagte Karan auffordernd. »Es ist wirklich sicher hier!«

Tally bezweifelte das nicht einmal. Aber sie hätte sich im Moment wohl eher den rechten Arm abhacken lassen, als dieses widerwärtige Netz auch nur zu berühren.

»Jemand sollte Wache halten«, sagte sie.

Karan sah sie nur schweigend an, während Angella hörbar die Luft ausstieß. »Und dieser Jemand bist natürlich du«, sagte sie.

»Wer sonst?« Tally drehte sich abrupt herum und ging wieder ins Freie. Sie spürte echte körperliche Erleichterung, aus der Nähe des Netzes verschwinden zu konnen. Außerdem hatte sie keine Lust, sich mit Angella zu streiten.

Es war vollends dunkel geworden, als sie ins Freie hinaustrat. Der Himmel über dem Wald war schwarz und leer, und es wurde empfindlich kalt. Tally rieb sich schaudernd die Oberarme mit den Händen, suchte sich eine windgeschützte Ecke in dem Gewirr aus versteinerten Ästen und hockte sich hin. Zumindest hatte der Regen aufgehört.

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Андрей Боярский

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