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Wassers fließen. Von diesem Zeitpunkt an beginnt die Symmetriade bereits ihre ungewöhnlichste Eigenschaft zu offenbaren: die des Modellierens oder schlechtweg Aufhebens gewisser physikalischer Gesetze. Schicken wir voraus, daß es zwei gleiche Symmetriaden nicht gibt, und daß die Geometrie einer jeden gleichsam eine neue „Erfindung“ des lebenden Ozeans ist. Ferner: die Symmetriade produziert in ihrem Innenraum das, was man oft als „Sofortmaschinen“ bezeichnen hört, obwohl diese Gebilde überhaupt nicht an eine von Menschen konstruierte Maschine erinnern; es geht hier nur um die verhältnismäßig enge und dadurch gleichsam „mechanische“ Zweckbestimmtheit der Betätigung.

Sind die aus dem Abgrund hervorgesprudelten Geiser verfestigt oder auch zu dickwandigen, nach allen Richtungen verlaufenden Galerien und Gängen aufgebläht, und haben die „Häute“ ein System einander schneidender Ebenen, Überhänge, Zwischendecken geschaffen, dann rechtfertigt die Symmetriade ihren Namen dadurch, daß jeder Ausgestaltung der gewundenen Durchlässe, Züge und Rampen im Bereich des einen Pols die in allen Einzelheiten getreue Anordnung am Gegenpol entspricht.

Nach etwa zwanzig bis dreißig Minuten beginnt der Gigant langsam einzutauchen, manchmal neigt er sich vorher acht bis zwölf Grad aus der Lotrechten heraus. Es gibt größere und kleinere Symmetriaden, aber sogar die Zwerge erheben sich nach dem Eintauchen noch gut achthundert Meter über den Horizont und sind auf Entfernungen bis zu zwanzig Meilen zu sehen. Ins Innere gelangen kann man mit geringstem Risiko gleich nach Wiedereintritt des Gleichgewichts, wenn das Ganze aufhört, tiefer in den lebenden Ozean zu sinken, während zugleich die Rückkehr in die genaue Lotrechte erfolgt; die günstigste Einbohrungsstelle ist die Gegend unmittelbar unterhalb des Gipfels. Um die verhältnismäßig glatte „Polkappe“ zieht sich dort eine Zone, die von den saugrüsselartigen Ausmündungen der inneren Kammern und Kanäle wie ein Sieb durchlöchert ist. Diese Formation bildet — als Ganzes — die dreidimensionale Entwicklung irgendeiner Gleichung höherer Ordnung.

Bekanntlich kann man in der figürlichen Sprache der höheren Geometrie jede Gleichung ausdrücken und einen Körper aufbauen, der ihre Entsprechung bildet. So betrachtet, ist die Symmetriade eine Verwandte der Lobacevskijschen Kegel und der Riemannschen negativen Krümmungen, aber eine sehr entfernte Verwandte — auf Grund ihrer unvorstellbaren Verschlungenheit. Sie bildet die ein paar Kubikmeilen Raum einnehmende Entwicklung eines ganzen mathematischen Systems, wobei diese Entwicklung vierdimensional ist: denn auch durch die Zeit, durch zeitlich ablaufende Veränderungen sind wesentliche Koeffizienten der Gleichungen ausgedrückt.

Am nächsten lag selbstverständlich der Gedanke, wir hätten nicht mehr und nicht weniger als die „mathematische Maschine“ des lebenden Ozeans vor uns, das größenmäßig just für ihn geschaffene Modell von Berechnungen, die er zu einem uns nicht bekannten Zweck benötige. Aber dieser Hypothese Fermonts stimmt heute niemand mehr zu. Verlockend war sie gewiß, aber daß der lebende Ozean mittels solcher titanischer Eruptionen, deren jedes Teilchen den unaufhörlich sich selbst weiterkomplizierenden Formeln der großen Analysis unterworfen ist, die Probleme der Materie, des Kosmos, des Seins zergliedere, — diese Vorstellung war nicht zu halten. Im Inneren des Riesen sind allzuviele Phänomene anzutreffen, die mit diesem eigentlich einfachen oder, wie manche wollen, kindlich naiven Bild nicht vereinbar sind.

Es fehlte nicht an Versuchen, irgendein leichtfaßliches Modell der Symmetriade zu ersinnen, sie zu veranschaulichen; ziemlich eingebürgert hat sich die Illustration Awerians, der die Sache folgendermaßen darbot: Stellen wir uns ein irdisches uraltes Bauwerk aus der Glanzzeit Babylons vor; es sei aus lebender, reizempfänglicher und evolvierender Substanz hergestellt; seine Architekturkomposition durchläuft nun kontinuierlich die Reihen von Übergangsphasen, nimmt vor unseren Augen die Formen griechischer

Baukunst an, romanischer, dann werden die Säulen schlank wie Halme, das Gewölbe verliert sein Gewicht, verflüchtigt sich, spitzt sich zu, die Bögen gehen in steile Parabeln über, brechen sich endlich beim Hochstreben. Die so entstandene Gotik beginnt zu reifen und zu altern, fließt in die Spätformen hinüber; an die Stelle der bisherigen Strenge steilen Hochreckens, Aufschwingens, treten Eruptionen orgiastischer Üppigkeit, vor unseren Augen wuchert von Übermaß trächtiger Barock auf, und wenn wir diese Folge fortsetzen, indem wir unser wechselndes Gebilde die ganze Zeit wie die einzelnen Stadien einer lebendigen Existenz traktieren, dann gelangen wir endlich zur Architektur des Kosmodromzeitalters und nähern uns gleichzeitig — vielleicht — dem Verständnis, was eine Symmetriade ist.

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