— Wir waren drei, und jetzt mit dir sind wir wieder drei. Kennst du Sartorius?
— Wie dich, vom Foto her.
— Er ist oben im Laboratorium, und ich nehme nicht an, daß er vor der Nacht von dort herauskommt, aber… jedenfalls erkennst du ihn. Wenn du sonst jemanden sehen solltest, verstehst du, nicht mich und nicht Sartorius, verstehst du, dann…
— Was, dann?
Ich wußte nicht, ob ich träumte. Vor dem Hintergrund der schwarzen Wellen, die im Licht der sinkenden Sonne blutig glitzerten, setzte ersieh in den Lehnsessel, ließ den Kopf hängen wie zuvor und schaute zur Seite, auf eine Spule mit aufgewickeltem Kabel.
— Dann… mach gar nichts.
Ich brauste auf. — Wen kann ich sehen? Ein Gespenst?!
— Ich verstehe dich. Du denkst, ich bin verrückt geworden. Nein. Ich bin nicht verrückt geworden. Ich kann dir das nicht anders sagen… vorläufig. Im übrigen, vielleicht… geschieht gar nichts. Jedenfalls denk daran. Ich hab dich gewarnt.
— Wovor!? Wovon redest du?
Beherrsch dich — er redete hartnäckig seines. — Benimm dich, wie wenn… sei auf alles gefaßt. Das ist unmöglich, ich weiß. Versuch es trotzdem. Das ist der einzige Ausweg. Sonst weiß ich keinen.
— Aber WAS werde ich sehen!!! — ich schrie fast. Kaum hielt ich mich davor zurück, ihn an den Schultern hochzureißen und tüchtig zu schütteln, wie er so das aß, in den Winkel starrte, mit diesem erschöpften sonnverbrannten Gesicht, und mit sichtlicher Anstrengung jedes einzelne Wort aus sich herauswürgte.
— Ich weiß nicht. In gewissem Sinne hängt das von dir ab.
— Halluzinationen?
— Nein. Das ist — real. Nicht… attackieren. Denk daran.
— Was sagst du da?! — äußerte ich, und die Stimme war nicht meine.
— Wir sind nicht auf der Erde.
— Polytheria? Aber die sind überhaupt nicht menschenähnlich! — rief ich. Ich wußte nicht, was ich tun sollte, um ihn herauszureißen aus diesem Starren auf einen Punkt, wo er eine das Blut in den Adern einfrierende Unsinnigkeit herauszulesen schien.
— Deshalb ist es eben so furchtbar — sagte er leise. — Denk daran: nimm dich in acht!
— Was ist mit Gibarian geschehen? Er antwortete nicht.
— Was macht Sartorius?
— Komm in einer Stunde.
Ich wandte mich um und ging. Während ich die Tür öffnete, schaute ich noch einmal zu ihm hin. Ersaß, das Gesicht in den Händen, klein, geduckt, in der fleckigen Hose. Erst jetzt bemerkte ich: an den Knöcheln beider Hände hatte er verkrustetes Blut.
Die Korridorröhre war leer. Ich stand eine Weile vor der geschlossenen Tür und horchte. Die Wände mußten dünn sein, von draußen klang das Wimmern des Windes durch. Auf der Türplatte präsentierte sich ein etwas schräg und schlampig aufgeklebtes rechteckiges Stück Pflaster, und darauf mit Bleistift die Aufschrift:"Mensch». Ich schaute dieses undeutlich gekritzelte Wort an. Einen Moment lang wollte ich zu Snaut zurückkehren, aber ich sah ein, das war unmöglich.
Die irre Warnung tönte mir noch in den Ohren. Ich bewegte mich, und die Schultern beugte mir das unerträgliche Gewicht des Raumanzugs. Leise, so als versteckte ich mich unwissentlich vor einem unsichtbaren Beobachter, kehrte ich zurück in den runden Raum mit den fünf Türen. Darauf befanden sich Schilder: Dr. Gibarian, Dr. Snaut, Dr. Sartorius. Auf der vierten war keines. Ich zögerte, dann drückte ich leicht den Griff und öffnete sie langsam. Als sie aufschwenkte, erlebte ich das an Gewißheit grenzende Gefühl, daß dort jemand war. Ich trat ein.