Читаем Paganinis Fluch полностью

»Man hat mir gesagt, dass Sie wach sein würden«, erwidert Jörgen Grünlicht und zögert kurz, ehe er weiterspricht. »Ich komme gerade von einer außerordentlichen Vorstandssitzung, bei der wir beschlossen haben, Ihnen den Posten als Generaldirektor der Staatlichen Waffenkontrollbehörde anzubieten.«

»Ich verstehe.«

Es wird für einen Moment still am Telefon. Dann sagt Grünlicht schnell:

»Ich setze voraus, dass Sie wissen, was mit Carl Palmcrona passiert ist.«

»Ich habe in der Zeitung davon gelesen.«

Grünlicht räuspert sich leise und sagt etwas, das Axel nicht verstehen kann. Dann spricht der Mann wieder lauter.

»Sie sind ja gut über unsere Arbeit unterrichtet und könnten den Posten – vorausgesetzt, Sie akzeptieren unseren Vorschlag – sehr schnell übernehmen.«

»Ich muss meinen Auftrag für die Vereinten Nationen noch zu Ende führen«, antwortet Axel.

»Ist das ein Problem?«, erkundigt sich Grünlicht mit sorgenvoller Stimme.

»Nein.«

»Sie wollen sich natürlich erst die Konditionen ansehen, aber … Es gibt darin nichts, was nicht verhandelbar wäre«, erläutert Grünlicht. »Sie werden sicher schon verstanden haben, wie gerne wir Sie mit im Boot hätten, es ist sinnlos zu versuchen, daraus ein Geheimnis zu machen.«

»Lassen Sie mich über Ihr Angebot nachdenken.«

»Hätten Sie morgen früh Zeit für ein Treffen?«

»Ist es so eilig?«

»Wir nehmen uns alle Zeit, die wir brauchen«, antwortet Grünlicht. »Aber natürlich … Angesichts der Dinge, die passiert sind … Das Handelsministerium macht ein wenig Druck wegen einer Sache, die sich ohnehin schon hingezogen hat.«

»Worum geht es?«

»Nichts Besonderes … Es handelt sich um eine Ausfuhrerlaubnis. Der vorläufige Bescheid war positiv, der Exportkontrollrat hat das Seine getan, die Beschlussvorlage ist fertiggestellt, aber Palmcrona ist nicht mehr dazu gekommen, die Dokumente zu unterschreiben.«

»Und das muss er tun?«, fragt Axel.

»Nur der Generaldirektor kann den Export von Verteidigungsmaterial oder von Produkten mit doppelten Verwendungsbereichen genehmigen«, erläutert Jörgen Grünlicht.

»Aber die Regierung genehmigt doch auch gewisse Geschäfte?«

»Nur wenn der Generaldirektor der Kontrollbehörde beschlossen hat, die Sache der Regierung zur Entscheidung vorzulegen.«

»Ich verstehe.«

Elf Jahre hat Axel Riessen als Waffeninspektor für das Außenministerium gearbeitet, ehe er von der UNODA, dem United Nations Office for Disarmament Affairs, angestellt wurde. Heute ist er eine Art senior advisor in der Division of Analysis and Assessment. Riessen ist erst einundfünfzig Jahre alt, seine grau melierten Haare sind noch dicht, seine Gesichtszüge ebenmäßig und freundlich. Er ist sonnengebräunt von seinem Urlaub in Kapstadt, wo er ein Segelboot gemietet und allein an der atemberaubenden Steilküste entlanggesegelt ist.

Axel geht in seine Bibliothek, setzt sich in den Lesesessel, schließt die brennenden Augenlider und denkt darüber nach, dass Carl Palmcrona tot ist. Am Morgen hat eine kurze Notiz über sein Ableben in der Tageszeitung Dagens Nyheter gestanden. Es war nicht ganz leicht zu verstehen, was geschehen ist, aber irgendwie deutete der Text an, dass es ein plötzlicher und unerwarteter Tod war. Er war nicht krank, das hätte man herausgelesen. Sie sind sich im Laufe der Jahre viele Male begegnet. Sie sind beide als Sachverständige bei der Beratung der Gesetzesvorlage gehört worden, die zu dem Regierungsbeschluss geführt hat, die Waffenkontrolle und die Strategische Exportkontrolle bei der Kanzlei der Ministerien in einer Behörde zusammenzufassen, der Staatlichen Waffenkontrollbehörde.

Und jetzt ist Carl Palmcrona tot. Axel sieht den großen, blassen Mann mit den militärisch kurz geschnittenen Haaren und seiner Aura von Einsamkeit vor sich.

Dann regt sich Sorge in ihm. Es ist zu still in den Zimmern. Axel steht auf und wirft einen Blick in die Wohnung hinein, lauscht.

»Beverly?«, ruft er leise. »Beverly?«

Sie antwortet nicht. Angst steigt in ihm hoch. Schnellen Schritts geht er durch die Zimmer und hinunter, um sein Jackett zu holen, hinauszugehen und nach dem Mädchen zu suchen, als er sie plötzlich vor sich hin summen hört. Sie kommt barfuß aus der Küche, geht über die Teppiche. Als sie sein besorgtes Gesicht sieht, bekommt sie große Augen.

»Axel«, sagt sie mit ihrer hellen Stimme. »Was ist los?«

»Ach, ich habe mir nur Sorgen gemacht, dass du hinausgegangen sein könntest«, murmelt er.

»In die gefährliche Welt«, sagt sie lächelnd.

»Ich sage nur, dass man nicht jedem vertrauen kann.«

»Das tue ich auch nicht, ich sehe sie mir doch an und achte auf das Leuchten«, erklärt sie. »Wenn es um sie herum leuchtet, weiß ich, dass sie nett sind.«

Axel hat keine Ahnung, was er darauf antworten soll, und sagt deshalb nur, dass er ihr eine Tüte Chips und eine große Flasche Fanta gekauft hat.

Sie scheint ihn nicht einmal zu hören. Er versucht, ihr Gesicht zu deuten. Zu erkennen, ob sie im Begriff ist, rastlos oder deprimiert oder verschlossen zu werden.

»Meinst du immer noch, dass wir heiraten sollen?«, fragt sie.

»Ja«, lügt er.

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