Читаем Paganinis Fluch полностью

»Ich weiß, dass ich bei Männern einen schlechten Geschmack habe«, unterbricht Viola sie.

»Den hast du doch sonst nicht.«

»Mag sein, aber ich habe nie etwas richtig durchgezogen.«

»Du bräuchtest bloß deinen Notenschnitt verbessern und …«

Viola zuckt mit den Schultern.

»Ehrlich gesagt habe ich die Hochschulprüfung mitgeschrieben.«

Sie durchpflügen sanft das klare Wasser, in großer Höhe folgen Möwen dem Boot.

»Und wie ist es gelaufen?«

»Ich fand sie einfach«, meint Viola und leckt Salz vom Rand ihres Glases.

»Dann ist es also gut gelaufen.«

Viola nickt und stellt das Glas ab.

»Wie gut?«, fragt Penelope und versetzt ihr einen Stoß in die Seite.

»Volle Punktzahl«, antwortet Viola mit gesenktem Blick.

Penelope schreit vor Freude auf und umarmt ihre Schwester fest.

»Begreifst du eigentlich, was das heißt?«, ruft Penelope aufgeregt. »Du kannst jeden Studiengang belegen, den du willst, und dir die Universität aussuchen, du musst nur noch entscheiden, ob du Wirtschaft, Medizin oder Journalistik studieren willst.«

Die Schwestern lachen mit geröteten Wangen, und Penelope umarmt Viola noch einmal so schwungvoll, dass diese ihren Hut verliert. Penelope streicht ihrer Schwester über den Kopf und ordnet ihre Frisur, wie sie es schon seit der Kindheit getan hat, sie nimmt die Spange mit der Friedenstaube aus ihrem Haar und steckt sie in die Locken ihrer Schwester, mustert sie und lächelt zufrieden.

Spende Boerse

3

Ein Boot wird in den Schären treibend zurückgelassen

Wie ein Messer spaltet der Bug mit einem klebrig fließenden Geräusch die glatte Oberfläche. Sie fahren sehr schnell. Große Wellen schlagen an Land. Sie schwenken abrupt über sich brechende Wogen, holpern klatschend, Wasser spritzt auf. Penelope steuert mit donnernden Motoren auf die Bucht hinaus. Der Bug der Jacht hebt sich, und hinter dem Heck teilt sich weißes schäumendes Wasser.

»Du bist verrückt, Madita«, ruft Viola und zieht die Spange aus ihrem Haar, so wie sie es als Kind immer getan hat, wenn die Frisur gerade fertig war.

Als sie bei der Insel Gåsö haltmachen, wacht Björn auf. Sie kaufen Eis und trinken einen Kaffee. Viola will auf der kleinen Golfbahn Minigolf spielen, und es ist schon Nachmittag, als sie weiterfahren.

Backbord breitet sich die weite Wasserfläche aus wie ein schwindelerregend großer Steinboden.

Sie wollen vor Kastskär anlegen, einer lang gezogenen, unbewohnten Insel mit schmaler Taille, an deren Südseite es eine üppig grüne Bucht gibt, in der sie ankern, baden, grillen und übernachten werden.

»Ich geh nach unten und leg mich was hin«, sagt Viola gähnend.

»Tu das«, erwidert Penelope.

Viola steigt die Treppe hinunter, und Penelope schaut nach vorn. Sie senkt die Geschwindigkeit, und als sie auf Kastskär zugleiten, behält sie das elektronische Lot im Auge, das sie vor Untiefen warnt. Das Wasser wird rasch seichter, von vierzig auf fünf Meter Tiefe.

Björn kommt ins Steuerhaus und küsst Penelope in den Nacken.

»Soll ich das Essen vorbereiten?«, fragt er.

»Viola braucht bestimmt noch ein Stündchen Schlaf.«

»Du hörst dich an wie deine Mutter«, sagt er sanft. »Hat sie schon angerufen?«

»Ja.«

»Um zu hören, ob Viola mitkommen durfte?«

»Ja.«

»Habt ihr euch gestritten?«

Sie schüttelt den Kopf.

»Was ist los?«, fragt er. »Bist du traurig?«

»Nein, es ist nur, dass Mama …«

»Was?«

Penelope wischt sich lächelnd Tränen von den Wangen.

»Ich darf an Mittsommer nicht zu ihr kommen«, sagt sie.

Björn umarmt sie.

»Du solltest nichts darauf geben, was sie sagt.«

»Mache ich«, beteuert sie.

Langsam, ganz langsam manövriert Penelope das Boot in den innersten Teil der Bucht. Die Motoren grollen sanft. Das Boot ist der Insel jetzt so nah, dass ihr vom Land der Geruch feuchter Vegetation entgegenschlägt.

Sie ankern, lassen noch etwas Kette nachlaufen und treiben auf die Felsen zu. Björn springt mit dem Tau auf die steile Uferböschung und schlingt es um einen Baumstamm.

Die Erde ist moosbewachsen. Er bleibt stehen und sieht Penelope an. Vögel bewegen sich in den Baumwipfeln, als die Ankerwinsch rattert.

Penelope zieht eine Jogginghose und weiße Turnschuhe an, springt an Land und greift nach seiner Hand. Er legt die Arme um sie.

»Wollen wir uns die Insel anschauen?«

»Gab es da nicht was, wovon du mich überzeugen wolltest?«, fragt sie zögernd.

»Die Vorteile des Jedermannsrechts«, erwidert er.

Sie nickt lächelnd, und er streicht ihr die Haare aus dem Gesicht und lässt den Finger über ihre markanten Wangenknochen und die dichten schwarzen Augenbrauen laufen.

»Wie kannst du nur so schön sein?«

Er küsst sie leicht auf den Mund und geht anschließend auf den niedrigen Wald zu.

Mitten auf der Insel gibt es eine kleine Lichtung mit hohem Gras in dichten Soden. Schmetterlinge und kleine Hummeln fliegen über den Blumen. In der Sonne ist es heiß, zwischen den Bäumen zur Nordseite hin glitzert das Wasser. Sie stehen still, zögern, sehen sich lächelnd an und werden dann ernst.

»Und wenn jemand kommt?«, sagt sie.

»Auf dieser Insel ist außer uns kein Mensch.«

»Bist du sicher?«

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