Ich war im Kraftfeld und sollte sie beobachten, Sie wissen schon. Aber sie alle hatten ja Masken auf, wie das so ist, alle sind dadurch einander ähnlich, die Schutzanzüge waren auch nicht mehr bunt, sondern mit Lehm beschmiert. Auf einmal fehlte einer. Ich rief alle zusammen, und wir machten uns auf die Suche. Kertelen hatte sich sehr über seinen Fund gefreut und war weitergepirscht… Ich dachte, er hätte sich bloß in eine Abzweigung der Schlucht verlaufen.
Sie ist voller Nebenwege, die aber alle kurz, flach und ausgezeichnet beleuchtet sind. Plötzlich bog er um eire Ecke.
Bereits in diesem Zustand. Nygren war bei uns. Er glaubte, es sei ein Hitzschlag…“
„Was ist nun wirklich mit ihm?“
„Er ist bewußtlos. Obwohl auch nicht richtig. Er kann gehen, sich bewegen, nur ist es unmöglich, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Zudem hat er die Sprache verloren. Haben Sie seine Stimme gehört?“
„Ja.“
„Jetzt scheint er ein bißchen matt geworden zu sein. Vorher war es noch schlimmer. Er hat keinen von uns erkannt.
Das war im ersten Moment das furchtbarste. ›Kertelen, wo stecken Sie denn?‹ rief ich ihn an, doch er ging wie taub an mir vorbei, zwischen uns hindurch und die Schlucht hinauf, aber in einer Haltung, auf eine Weise, daß es uns allen kalt.
den Rücken hinunterlief. Einfach wie ausgewechselt. Er reagierte nicht auf unser Rufen, also mußten wir ihn einfangen.
Was sich da alles abgespielt hat… Kurz und gut, wir mußten ihn fesseln, sonst hätten wir ihn nicht mitbringen können.“
„Und was sagen die Ärzte?“
„Die reden wie üblich lateinisch, aber sonst wissen sie auch nichts. Nygren ist mit Sax beim Kommandanten, dort können Sie nachfragen.“
Gaarb ging mit schweren Schritten davon, den Kopf wie immer zur Seite geneigt. Rohan stieg in den Aufzug und fuhr nach oben in den Steuerraum. Er fand ihn leer, als er aber an den kartographischen Kajüten vorbeikam, hörte er durch den Türspalt Sax' Stimme. Er trat ein.
„Anscheinend völliger Gedächtnisschwund. So sieht es zumindest aus“, sagte der Neurophysiologe. Er stand mit dem Rücken zu Rohan und betrachtete eine Röntgenaufnahme, die er in der Hand hielt. Am Schreibtisch saß der Astrogator vor dem aufgeschlagenen Bordbuch. Seine Hand lag auf einem der mit zusammengerollten Sternkarten vollgestopften Regale. Schweigend hörte er Sax zu, der bedächtig die Aufnahme in einen Umschlag steckte.
„Amnesie, aber ein Sonderfall. Nicht nur, daß er nicht mehr weiß, wer er ist, er hat auch die Sprache verloren, die Fähigkeit zu schreiben und zu lesen eingebüßt. Eigentlich ist das sogar mehr als Amnesie. Es ist völliger Verfall, Zerstörung der Persönlichkeit. Außer den primitiven Reflexen ist nichts übriggeblieben. Er ist imstande, zu gehen und zu essen, aber nur, wenn ihm das Essen in den Mund gesteckt wird. Er nimmt es an, aber…“
„Hört und sieht er?“
„Ja, gewiß. Aber er begreift nicht, was er sieht. Er kann Menschen nicht von Gegenständen unterscheiden.“
„Und die Reflexe?“
„Normal. Es ist eine zentrale Sache.“
„Eine zentrale?“
„Ja, eine Sache des Gehirns. Anscheinend sind alle Spuren des Gedächtnisses mit einem Schlage völlig gelöscht worden.“
„Dann war dieser Mann vom ›Kondor‹ also auch…“
„Ja. Jetzt bin ich sicher. Das war das gleiche.“
„Ich habe so etwas ein einziges Mal gesehen“, sagte der Astrogator leise, fast flüsternd. Er blickte zu Rohan hinüber, nahm aber nicht Notiz von ihm. „Das war im Raum.“
„Ach, ich weiß! Daß mir das nicht gleich eingefallen ist!“
stieß der Neurophysiologe mit hoher Stimme hervor.
„Amnesie durch magnetischen Schock, nicht wahr?“
„Ja.“
„Ein solcher Fall ist mir noch nicht begegnet. Ich kenne diese Krankheit nur aus der Theorie. So was ist doch vor langer Zeit vorgekommen, wenn starke Magnetfelder mit hoher Geschwindigkeit durchflogen wurden?“
„Ja. Das heißt unter spezifischen Bedingungen. Die Feldstärke ist weit weniger von Bedeutung als der Gradient und die Heftigkeit der Veränderung. Treten im Raum große Gradienten auf — und mitunter gibt es ganz hübsche Sprünge — , dann stellen die Meßuhren sie auf Entfernung fest. Früher war das nicht möglich…“
„Stimmt“, pflichtete der Arzt bei. „Das ist wahr.
Ammerhatten hat solche Versuche an Affen und Katzen vorgenommen. Er setzte sie der Wirkung riesiger Magnetfelder aus, bis sie das Gedächtnis verloren…“
„Ja, das hat schließlich etwas mit der Beantwortung elektrischer Reize durch das Gehirn zu tun.“
„Aber in diesem Fall haben wir außer Gaarbs Bericht die Aussagen seiner Leute“, überlegte Sax laut. „Gewaltige Magnetfelder, das müssen doch wohl Hunderttausende Gauß sein?“
„Das reicht nicht. Dazu sind Millionen nötig“, sagte der Astrogator schroff. Erst jetzt traf sein Blick auf Rohan.
„Kommen Sie herein, und schließen Sie die Tür!“
„Millionen? Würden die Bordapparaturen ein solches Feld nicht ausfindig machen?“
„Soweit sie dazu imstande sind“, entgegnete Horpach.
„Wenn es auf sehr kleinem Raum konzentriert wäre — wenn es, sagen wir, den Umfang dieses Globus hätte und von außen abgeschirmt wäre…“